Der Film der Woche

Blink Twice

22.08.2024

Das hier ist nicht nur irgendein Psycho-Thrilller, nein, mit BLINK TWICE gibt die Schauspielerin Zoë Kravitz ihr Debüt als Spielfilmregisseurin – und überzeugt damit auf ganzer Linie…

Auf einer Spenden-Gala lernt die Kellnerin Frida (Naomi Ackie) den Tech-Milliardär Slater King (Channing Tatum) kennen. Dieser ist sofort Feuer und Flamme und lädt sie gemeinsam mit ihrer Freundin Jess (Alia Shawkat) auf seine private Insel ein. Hals über Kopf reisen die beiden im Privatjet ins absolute Paradies: Strahlender Sonnenschein, traumhafte Strände, wilde Party-Nächte wechseln sich ab, und niemand möchte, dass diese Zeit jemals endet. Als jedoch merkwürdige Dinge geschehen, beginnt Frida an der Realität, zu zweifeln. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht, und Frida wird klar, dass sie die Wahrheit ans Licht bringen muss, wenn sie diese Insel lebendig wieder verlassen will…

Mit einem zielsicheren Gespür für gutes Storytelling legt Zoë Kravitz ein unfassbar starkes Spielfilmdebüt als Regisseurin vor. Dass ihre Vorbilder in Filmen wie beispielsweise „The Menu“ liegen, ist offensichtlich. Doch Kravitz kopiert nicht einfach, sie verbeugt sich – und das gelingt nur wenigen Regisseur:innen. Bereits 2017 begann Kravitz mit dem Schreiben des Drehbuchs, lange bevor die abscheulichen Taten von Jeffrey Eppstein ans Licht kamen, der auf seiner privaten Insel Minderjährige zur Prostitution zwang. Daher verläuft der Eindruck einer Verbindung auch schnell wieder im Sande.

Ursprünglich wollte Kravitz ihren Film „Pussy Island“ betiteln, wogegen der US-Verleih sehr schnell Einspruch erhoben hat. Das ist vielleicht auch gut so, denn BLINK TWICE ist der wesentlich subtilere Titel, den Kravitz zudem exzellent umsetzt. So ist beispielsweise der Titel des Films nur zu sehen, wenn man in genau diesem Moment nicht gerade blinzeln muss. Diesen Stil behält sie auch in der weiteren Umsetzung bei, ohne dass ich das an dieser Stelle aus Spoilergründen weiter ausführen möchte.

Als Tochter von Lisa Bonet und Lenny Kravitz wuchs Zoë in einem Umfeld von mächtigen Menschen auf. Während sie die Dinge in ihrer Kindheit noch aus einem ehrlichen Blickwinkel wahrgenommen hat, wurde das Bild mit dem Heranwachsen immer grauer, wie Kravitz in einem Statement zum Film verlauten lässt. „Ich habe mich in Gesprächen mit Frauen befunden, die ich kannte, und manchmal auch mit Frauen, die ich nicht kannte, und das ausschließlich über Augenkontakt. Eine Sprache, die wir alle – leider – fließend sprechen, da es nicht sicher wäre, diese Worte laut auszusprechen. Dies zu tun würde die Regeln des Spiels brechen“, so Kravitz, die eine Geschichte erzählen wollte, die untersucht was passieren würde, wenn Frauen aufhören würden, diese Regeln zu befolgen.

Als im Oktober 2017 Harvey Weinstein überführt wurde, schrieb Kravitz weiter und passte die Story an die Zeit nach „Time’s Up“ an. Gleiches tat sie, als 2020 Jeffrey Epstein enttarnt wurde. Kravitz ist es wichtig zu betonen, dass es in ihrem Film nicht um eine bestimmte Person geht. Es geht einzig und allein um Menschen. „Frauen wird jeden Tag und zu jeder Zeit aufgetragen zu lächeln. Es wird von uns erwartet, dass wir unangenehme Momente, Terror und Missbrauch „vergessen“ und so tun, als hätten wir eine gute Zeit. Es wird von uns erwartet, das Spiel mitzuspielen“, so Kravitz in ihrem Statement. „Menschen sind komplex, abgefuckt, lustig, wunderschön und brutal. Wir alle sehnen uns nach Macht, ob sozial, kulturell, finanziell oder politisch. Die Frage ist, was wir tun werden, um sie zu erlangen. Wie wirst DU das Spiel spielen? Dies ist keine Geschichte über Ermächtigung. Diese ist eine Geschichte über Macht. Punkt.“

Mit BLINK TWICE ist es Zoë Kravitz gelungen, einen unfassbar starken Film über genau diese Fragen zu machen, der sowohl inhaltlich, als auch dramaturgisch überzeugen kann. Ich bin mir sicher, dass dies nicht der letzte Film bleiben wird, den diese bemerkenswerte Frau inszenieren darf.

Trailer

ab16

Originaltitel

Blink Twice (USA 2024)

Länge

103 Minuten

Genre

Thriller

Regie

Zoë Kravitz

Drehbuch

Zoë Kravitz, E.T. Feigenbaum

Darsteller

Naomi Ackie, Channing Tatum, Alia Shawkat, Simon Rex, Adria Arjona, Haley Joel Osment, Christian Slater, Kyle MacLachlan, Geena Davis

Verleih

Warner Bros. Entertainment GmbH

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