Der Film der Woche

Bait

24.10.2019

Die Postkartenidylle des Fischerdorfs in Cornwall ist trügerisch. Wo man früher von der Fischerei leben konnte, fallen nun reiche Londoner Touristen ein und verdrängen die Einheimischen, deren Existenzgrundlage gefährdet ist. Auch das Verhältnis der Brüder Steven und Martin ist angespannt. Martin ist ein Fischer ohne eigenes Boot, denn damit veranstaltet Steven jetzt lukrativere Ausflugsfahrten. Das Cottage der Familie haben sie verkauft und mit den neuen Eigentümern scheint nur noch eine letzte Schlacht zu schlagen zu sein: die um einen küstennahen Parkplatz. Doch die Lage eskaliert und das nicht nur wegen einer Autokralle. 

Kritik

BAIT ist anders. Grobkörnig, distanziert und arg gewöhnungsbedürftig. Aber gerade das macht diesen Film aus…

Als ich BAIT im Februar 2019 im Rahmen der Berlinale sehen durfte, war ich wenig begeistert. Mir war nicht so recht klar, was mir dieser Film sagen wollte, bzw. warum er überhaupt existiert. Auch die freudestrahlenden Lobeshymnen meiner Kollegen habe ich zu diesem Zeitpunkt nie so recht verstanden. Entsprechend hatte ich auch nicht damit gerechnet, dass es diesem Sonderling gelingen würde, einen Weg in die deutschen Kinos zu finden. Doch weit gefehlt…

Wenn man sich jedoch ein wenig genauer mit BAIT befasst, wird irgendwann klar, worauf es der Regisseur Mark Jenkin abgesehen hat. Ganz in filmhistorischer Tradition hat er seinen Film in 16mm und in Schwarz-Weiss gedreht, was ihn in merkwürdiger Art und Weise distanziert wirken lässt. Diese Distanziertheit jedoch verträgt sich perfekt mit dem Bild des Fischerdörfchens, dass er hier zeigt. Obwohl die Fischerei und der Tourismus schon immer Hand in Hand existiert haben, säen Zweitwohnsitze der Reichen immer mehr Unfrieden. Die Gentrifizierung setzt ein und so bewegt sich der Film optisch wie auch inhaltlich in allerlei Grauzonen. Was für eine Zukunft hat ein kleiner Ort, in dem die Fischer immer weniger zu sagen haben?

BAIT und ich werden sicherlich keine Freunde mehr, doch inzwischen kann ich den Film und seine Herangehensweise an das Thema etwas besser verstehen. So kann sich ein Film vom ersten Eindruck einer Vollkatastrophe doch noch hin zu einem akzeptablen Film entwickeln, wenn man ihm nur den Raum gibt, sich zu entfalten. Wer also auf Filme steht, die anders sind, die gewöhnunsbedürftig daher kommen, dem sei BAIT durchaus ans Herz gelegt. Alle anderen sollten es vielleicht zumindest einmal versuchen…

Trailer

FSK noch unbekannt

Originaltitel

Bait (Großbritannien 2019)

Länge

88 Minuten

Genre

Drama

Regie

Mark Jenkin

Drehbuch

Mark Jenkin

Darsteller

Edward Rowe, Simon Sheperd, Mary Woodvine, Giles King, Isaac Woodvine, Chloe Endean, Jowan Jacobs, Georgia Ellery, Stacey Guthrie, Tristan Sturrock, Janet Thirlaway, Morgan Val Baker, Billy Ward

Verleih

Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V.

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