Der Film der Woche

Astronaut

15.10.2020

Sein ganzes Leben lang hat der pensionierte Straßenbauingenieur Angus Stewart (Richard Dreyfuss) davon geträumt, als Astronaut ins All zu fliegen. Nun, mit 75 Jahren, rückt die Erfüllung seiner Sehnsucht plötzlich noch einmal in greifbare Nähe: Im ersten kommerziellen Weltraumflug des visionären Selfmade-Milliardärs Marcus Brown (Colm Feore) soll ein Freiflugticket über einen nationalen Wettbewerb vergeben werden. Angus, weit über der Altersgrenze, manipuliert sein Geburtsdatum und nimmt am Wettbewerb teil. Gegen jede Chance kämpft er gegen Vorurteile, seine eigene schwindende Gesundheit, seine Familie und gegen die Zeit, um das Ticket zu gewinnen und die Reise seiner Träume anzutreten. 

Kritik

Mit ASTRONAUT legt die britisch-kanadische Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin Shelagh McLeod ihr Langfilm-Regie-Debut vor und überzeugt dabei auf ganzer Linie. Siebeneinhalb Jahre dauerte dieser Reise von der ersten Idee bis hin zum fertigen Film. Dass sie für die Hauptrolle einen solch charismatischen Schauspieler gewinnen würde, wie Richard Dreyfuss, den man bereits seit vielen Dekaden auf der Leinwand bewundern kann, hatte sie dabei niemals für möglich gehalten. Ihre Casting-Agentin war aber offenbar zuversichtlicher und so schickte sie das Drehbuch an seinen Agenten. Nach kurzer Zeit erhielt sie dann die Rückmeldung „Tolles Script, ich gebe es an Richard weiter“ und dann sollte es nicht mehr lange dauern, bis Richard Dreyfuss seine Zustimmung gab. Und nach seiner grandiosen Darstellung in UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART darf er nun endlich wieder ins All aufbrechen.

ASTRONAUT ist ein Film über zweite Chancen und die Frage, ob wir sie ergreifen würden, auch wenn diverse Dinge – wie in diesem Fall das Alter und die Gesundheit – dagegen sprechen. Die Idee zum Film kam Shelagh McLeod, als ihre Mutter in ein Altersheim ziehen musste. Dort fiel ihr ein Mann auf, der bei jedem Wind und Wetter draussen sass und in den Himmel starrte. Auf die Frage hin, worauf er warten würde, sagte er: „Eine weitere Chance“. Daraus entwickle Shelagh dann die Geschichte, indem sie sich fragte, was sich dieser Mann womöglich wünschen würde.

Der Film feierte seine Weltpremiere im Juni 2019 beim Edinburgh International Film Festival, wo ich ihn selbst zum ersten Mal gesehen habe. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich direkt nach dem Screening in die Augen meiner Kollegen blickte und wir unisono feststellten, dass wir gerade eines der Highlights des Festivals gesehen hatten. Seitdem habe ich inständig gehofft, dass der Film seinen Weg auch in die deutschen Kinos finden würde. Dank des kleinen, aber äußerst feinen Jets Filmverleihs ist dieser Wunsch nun tatsächlich in Erfüllung gegangen. Wer Filme mit einer originellen Geschichte mag, die ihr Herz am rechten Fleck tragen, der sollte sich ASTRONAUT auf gar keinen Fall entgehen lassen.

Interview

Im wunderschönen Koralle Lichtspielhaus in Hamburg habe ich mit der Drehbuchautorin und Regisseurin Shelagh McLeod über ihr Regiedebut ASTRONAUT gesprochen, in dem Richard Dreyfuss die Hauptrolle spielt.

Trailer

ab6

Originaltitel

Astronaut (Kanada 2019)

Länge

98 Minuten

Genre

Drama

Regie

Shelagh McLeod

Drehbuch

Shelagh McLeod

Darsteller

Richard Dreyfuss, Lyric Bent, Krista Bridges, Colm Feore, Richie Lawrence, Graham Green

Verleih

JETS Filmverleih & Vertrieb

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