Wien, 2. März 1998. Natascha Kampusch ist 10 Jahre alt, als sie auf dem Schulweg von dem arbeitslosen Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil in einen weißen Lieferwagen gezerrt wird. Der Entführer will kein Lösegeld, er will das Mädchen besitzen. Unter seinem Haus in einer bürgerlichen Wohnsiedlung hat Priklopil ein geheimes Verlies ausgehoben, um sie dort einzusperren. Für die nächsten achteinhalb Jahre werden die zwei mal drei Meter zu Nataschas karger Gefängniszelle: Märchenbücher, Lieblingskekse und Gute-Nacht-Küsse weichen Gewalt, Demütigungen und ständigem Nahrungsentzug. Doch Natascha Kampusch zerbricht nicht in der Gefangenschaft, sondern sie wird stärker. Jeder Tag, jeder Atemzug ein kleiner zorniger Sieg. 2006 gelingt ihr endlich die Flucht, und Wolfgang Priklopil nimmt sich das Leben.
Die Geschichte der Natascha Kampusch ist hinlänglich bekannt und an sich bereits grausam genug. Warum also darüber einen Film drehen? Eine gute Frage, die wir einmal mit einer Gegenfrage beantworten: Warum sollte man darüber KEINEN Film drehen? Denn auch wenn wir glauben, die Geschichte zu kennen, macht der Film auf das Schmerzlichste bewusst, wie grausam diese achteinhalb Jahre für das Opfer gewesen sein müssen.
Dabei ist 3096 TAGE eigentlich recht nüchtern inszeniert – die Handlung wird nicht dramatisiert, stattdessen dokumentiert die Kamera die Geschehnisse ohne sie zu bewerten. Das ist anfangs recht befremdlich und wirkt zeitweise recht hölzern und abgestumpft. Wenn man aber im Anschluss einmal in der Summe über den Film nachdenkt, kommt man zwangsweise zu dem Schluss, dass eine andere Art der Umsetzung eigentlich undenkbar wäre.
So bleibt 3096 TAGE ein nachdenklicher Film, der ein nahezu undenkbares Verbrechen für den Zuschauer sichtbar macht.
http://youtu.be/9iQV1MqOYcs
3096 Tage (Deutschland 2012)
109 Minuten
Drama
Sherry Hormann
Ruth Toma
Antonia Campbell-Hughes, Thure Lindhardt, Amelia Pidgeon, Dearbhla Molloy, Trine Dyrholm
Constantin Film