Wilhelm Tell

19.06.2025

Mehr „Game of Thrones“ als Friedrich Schiller! Das Kino-Spektakel WILHELM TELL von Nick Hamm ist eine „Deutschstunde“ für Fantasy-Fans: opulent, episch, international besetzt. Denn wer eine intellektuelle Auseinandersetzung mit der Weimarer Klassik erwartet, ist hier fehl am Platz.

Generationen von Schülern mussten im Deutschunterricht das Drama über den Schweizer Nationalhelden über sich ergehen lassen. Wer aber glaubt, mit dem Kinobesuch einen Theaterabend oder eine heimische Stunde im Lesesessel ersetzen zu können, liegt falsch. Regisseur Nick Hamm hat sich in seinem Drehbuch ausdrücklich auf Schillers Original berufen – doch viel ist vom Theaterstück nicht übrig geblieben.

Der größte Unterschied: Wilhelm Tell (Claes Bang) ist ein ehemaliger Kreuzritter und hatte bei einem Kreuzzug ins Heilige Land in Jerusalem die einheimische Suna (Golshifteh Farahani) kennengelernt, mit in die Schweiz gebracht und geheiratet.

Schweiz, 1307: Von ihrem Haus in den Bergen oberhalb des Dorfes Altdorf aus beobachten Wilhelm Tell, seine Frau Suna und ihr Sohn Walter (Tobias Jowett), wie Soldaten des Hauses Habsburg aus Österreich das Schweizer Volk und das von ihnen besetzte Land nach Belieben unterdrücken und plündern. Beim Angriff der Österreicher auf ein nahegelegenes Dorf muss der Bauer Baumgarten (Sam Keeley) mitansehen, wie seine Frau vom Burgvogt vergewaltigt und ermordet wird. Er tötet ihn aus Rache und flieht. Tell hilft ihm bei der Flucht und bringt ihn zu seinem alten Freund Stauffacher (Rafe Spall) und dessen Frau Gertrude (Emily Beecham).

In einer Nebenhandlung verliebt sich der in der Schweiz geborene Prinz Rudenz von Attinghausen (Jonah Hauer-King) in die Prinzessin Bertha von Habsburg (Ellie Bamber) . Sie soll ihren Onkel, den einäugigen König Albrecht (Ben Kingsley), davon überzeugen, dass die Österreicher das sinnlose Blutvergießen beenden müssen. Stattdessen plant Albrecht, seine Nichte mit dem hinterlistigen österreichischen Statthalter Gessler (Connor Swindell) zu verheiraten. Gesslers Aufgabe ist es, die Schweizer zu unterwerfen und jede Hoffnung auf Freiheit zu zerschlagen. Der Mann, den Gessler als Anführer dieser Rebellion ansieht ist: Wilhelm Tell…

Natürlich gipfelt die Privatfehde zwischen Tell und Gessler mit dem legendären Schuss auf den Apfel. Genüsslich zelebriert der Regisseur diese spektakuläre Szene, bei der Gessler Wilhelm Tell nötigt, mit der Armbrust einen Apfel vom Kopf des eigenen Sohnes zu schießen. Obwohl jeder Zuschauer im Saal weiß, wie dieser Schuss endet, zieht dies Nick Hamm extrem in die Länge – schließlich will er ja auch auf 134 Minuten Laufzeit kommen. Hier ist weniger mehr…

Nanu: Wilhelm Tell ist beim Rütlischwur gar nicht dabei, und der Sturm auf dem Vierwaldstätter See kommt direkt aus dem Computer. (Manche CGI-Effekte sind nun wirklich lausig.) Immerhin gelingen dem Regisseur einige bildgewaltige Schlachtszenen – gedreht wurde übrigens im Vinschgau (Südtirol). Der Däne Claes Bang überzeugt als zaudernder Held, und die Exil-Iranerin Golshifteh Farahani hat uns bislang in jedem ihrer Filme umgehauen.

Dieser WILHELM TELL ist zwar nicht von Schiller, aber solides Kino!

Trailer

ab16

Originaltitel

William Tell (Großbritannien / Italien /Schweiz / USA 2025)

Länge

134 Minuten

Genre

Historie

Regie

Nick Hamm

Drehbuch

Nick Hamm, basierend auf dem Stück von Friedrich Schiller

Kamera / Director of Photography (DOP)

Jamie D. Ramsay Sasc

Darsteller

Claes Bang, Connor Swindells, Golshifteh Farahani, Jonah Hauer-King, Ellie Bamber, Rafe Spall, Chadha-Patel, Sam Keeley, Jake Dunn, Tobias Jowett, Solly Mcleod, Emily Beecham, Jonathan Pryce, Ben Kingsley, Éanna Hardwicke, Billy Postlethwaite, Neva Leoni, Samuel Edward-Cook, Jess Douglas-Welsh, David Moorst, Theo Hamm, Colin Bennett, Aron Von Andrian, Diarmaid Murtagh, Paul Bullion, Angus Kennedy, Gabriele Greggio, Harry Ball, Christian Petaroscia, Nina Zem, Jolyon Coy, Dylan Devonald-Smith, Charlotte Mills

Verleih

SquareOne Entertainment GmbH

Filmwebsite

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