Whitney Houston: I Wanna Dance With Somebody

22.12.2022

Nach diversen Dokumentationen legt Regisseurin Kasi Lemmons nun ein Biopic über die stimmgewaltige Whitney Houston vor. Schade nur, dass sie sich bei I WANNA DANCE WITH SOMEBODY vollends auf bewährte Stilmittel verlässt…

Sie hatte eine der größten Stimmen, die es in der Musikbranche jemals gab: Über drei Oktaven erstreckte sich ihr Stimmumfang. Das ist zwar an sich bereits beeindruckend, sagt aber überhaupt nichts darüber aus, wie sie diesen zu benutzen wusste. Im Gegensatz zu anderen hatte es Houston nie nötig, ihre Range ständig zur Schau zu stellen. Sie stellte ihre Stimme immer hinten an und vermied es, Vokal-Pirouetten zu drehen, wenn das dem Song nicht dienlich war. Vor mehr als zehn Jahren verstarb Houston am Abend vor der Grammy-Verleihung mit einer Überdosis in der Hotel-Badewanne. Diese Geschichte kennt vermutlich jeder, der sich auch nur ansatzweise mit ihrem Leben beschäftigt hat.

Kasi Lemmons spult in ihrem Film die einzelnen Stationen im Leben der Houston wie auf einer To-Do-Liste ab. Von den ersten Auftritten im Gospelchor ihrer Mutter, über die Entdeckung durch den Produzenten Clive Davis (Stanley Tucci), ihr schicksalhaftes Zusammentreffen mit Bobby Brown (Ashton Sanders), ihren Absturz in die Drogen, ihren Comeback-Versuch, bis hin zum Tod in der Badewanne. Während sich moderne Biopics eher einzelne Lebensabschnitte oder schicksalhafte Ereignisse herauspicken, oder die Geschichte aus der Perspektive einer anderen Person erzählen, wie beispielsweise in „Elvis„, versucht uns I WANNA DANCE WITH SOMEBODY die ganze Bandbreite zu bieten. Das führt natürlich unweigerlich dazu, dass nicht allen Punkten im Leben der Sängerin die nötige Aufmerksamkeit zuteil werden kann.

Ebenso birgt der Film das Problem, dass er u.a. von der Familie Houstons, sowie Clive Davis produziert worden ist. Das bedeutet – wie schon beim von Queen produzierten Film „Bohemian Rhapsody“ – dass kritische oder negative Aspekte eher stiefmütterlich behandelt werden. Als Zuschauer hat man immer mal wieder das Gefühl, dass sich der Film für unwichtige Dinge viel mehr Zeit nimmt, als für Ereignisse, die Houstons Leben nachhaltig verändert haben.

Immerhin gibt es aber auch positive Aspekte, die ich an dieser Stelle nicht außen vor lassen möchte. Naomie Ackie ist in der Rolle der Whitney Houston tatsächlich eine Idealbesetzung. Wie sie die Künstlerin verkörpert ist schlichtweg sensationell. Auch wenn sie nicht selbst gesungen hat, merkt man ihr zu keinem Zeitpunkt an, dass sie lediglich die Lippen zur Musik bewegt hat. Aber eine Drei-Oktaven-Stimme kann man auch nicht so einfach kopieren, schließlich war Houston nicht ohne Grund so erfolgreich.

Auch Stanley Tucci weiß als Produzentenlegende Clive Davis zu überzeugen. Aber der US-amerikanische Schauspieler verschmilzt eh mit jeder seiner Rollen und zählt allein deshalb zu den Größten seiner Zunft.

Positiv vorhalten kann man I WANNA DANCE WITH SOMEBODY zudem, dass der Film auf die finale Todesszene in der Badewanne verzichtet. Zwar führt er uns an zwei Stellen kurzfristig in die Irre, in dem die Kamera prominent eine Badewanne einfängt, aber das ist schnell wieder vergessen. Stattdessen endet der Film mit einem starken Auftritt Houstons, bei dem ihre Stimme noch fehlerfrei vorhanden war. Und wenn wir ehrlich sind, wollen wir sie doch auch genau so in Erinnerung behalten. Oder etwa nicht?

Trailer

ab12

Originaltitel

I Wanna Dance With Somebody (USA 2022)

Länge

145 Minuten

Genre

Biographie / Musik

Regie

Kasi Lemmons

Drehbuch

Anthony McCarten

Darsteller

Naomi Ackie, Stanley Tucci, Ashton Sanders, Tamara Tunie, Nafessa Williams, Clarke Peters

Verleih

Sony Pictures Releasing GmbH

Filmwebsite

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