Weihnachten der Tiere

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Der Animationsfilm WEIHNACHTEN DER TIERE, ein Gemeinschaftsprojekt von gleich sechs internationalen Regisseurinnen, hat vor allem ein Ziel: die wirklich ganz kleinen Filmfans in den Kinosaal zu locken – bei deren womöglich erster Begegnung mit dem neuen Medium. Und eines ist sicher: Die Kinder werden ihren Spaß haben!

Der Film mit dem putzigen Untertitel „Fünf verschneite Abenteuer“ läuft nach ähnlichem Muster ab wie eine der seit Jahren erfolgreichsten Veranstaltungen beim „Michel“-Festival im Rahmen des Filmfestes Hamburg: In der „Reihe für Minis“ erleben die Kids in nur einer Stunde knackige und lustige Animations-Kurzfilme, die von erfahrenen Pädagog:innen live anmoderiert werden. WEIHNACHTEN DER TIERE lief übrigens auch beim diesjährigen „Michel“-Festival – und dauert nur 68 Minuten. Doch auf die Live-Moderation müssen wir diesmal verzichten – das wäre dann doch zu aufwendig.

Die fünf Regisseurinnen Caroline Attia Larivière aus Frankreich, die in Hamburg lebende Türkin Ceylan Beyoğlu, die Russin Olesya Shchukina, die Japanerin Haruna Kishi und die Französin Camille Alméras präsentieren jeweils einen Kurzfilm, für die überleitenden Zwischenspiele sorgt die Russin Natalia Chernysheva. Verschiedene Länder, unterschiedliche Kulturen, ein erfrischender Stilmix – das macht den besonderen Reiz dieses Films aus.

Seien wir ehrlich: Die fünf verschneiten Abenteuer sind, obwohl liebevoll gezeichnet und animiert, allzu naiv und simpel gestrickt. Die Storys sind doch arg dünn. Das Haus des Weihnachtsmanns treibt auf einer Eisscholle davon, ein winziges Küken will die Weihnachtsfeier im Hühnerstall retten, ein junger Luchs muss unbedingt das magische Spektakel der Polarlichter erleben…

WEIHNACHTEN DER TIERE verzichtet fast vollständig auf Dialoge. Die fünf Geschichten sind in digitaler 2D-Animation umgesetzt, inspiriert wurden die Regisseurinnen von traditionellen Techniken wie Scheren- und Linolschnitt, Aquarellmalerei sowie japanischem Pergamentdruck. Die Zwischenspiele sind abstrakte Überleitungen von einer visuellen Welt in die andere. So ist das Ganze gleichzeitig eine Wanderung durch die Kunst- und Filmgeschichte.

Schade, dass die Kinder noch nicht alleine ins Kino dürfen. Denn die begleitenden Eltern werden so ihre Probleme haben.