Was von der Liebe bleibt

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Als ich WAS VON DER LIEBE BLEIBT im vergangenen Oktober beim Filmfest Hamburg sehen durfte, hat der Film erstaunlicherweise genau das mit mir gemacht, wovon er im Kern handelt…

Ilyas (Serkan Kaya) und Yasemin (Seyneb Saleh) sind seit fünfzehn Jahren ein Paar. Sie teilen alles und sind ein Herz und eine Seele. Doch dann geschieht plötzlich etwas, mit dem niemand gerechnet hat: Bei einem Anschlag auf ihr Café wird Yasemin von einem Unbekannten erschossen. Ilyas Leben und das der gemeinsamen Tochter gerät von einem auf den anderen Augenblick aus den Fugen. Als er plötzlich von der Polizei verdächtigt und Yasemin eines Doppellebens bezichtigt wird, zieht ihm das den Boden unter den Füßen weg. Zwar ermittelt die Polizei – Antworten kann sie ihm aber keine liefern. Je länger diese unhaltbare Situation andauert, desto häufiger stellt sich Ilyas selbst die Frage, ob Yasemin wirklich die Frau war, die er so sehr geliebt hat. Was bleibt am Ende von der Liebe?

Mein großer Vorteil beim Filmfest Hamburg war, dass ich vollkommen unvorbereitet in diesen Film gegangen bin. Ich hatte zuvor nichts darüber gelesen, somit war mir überhaupt nicht klar, in welche Richtung sich WAS VON DER LIEBE BLEIBT entwickeln würde. Und so stellte auch ich mir die üblichen Fragen, warum Yasemin denn nun wohl sterben musste. Gab es irgendwelche Geheimnisse? Oder ein Doppelleben? Warum sonst wäre aus Yasemin ein Mordopfer geworden.

Als sich das Ganze am Ende mehr oder weniger aufklärt, war ich tatsächlich von mir selbst geschockt. Warum kam in meinen Gedanken nicht ein einziges Mal diese Variante vor? Warum habe ich dies nicht ein einziges Mal in Betracht gezogen?

Ich habe in diesem Text bewusst darauf verzichtet, die Auflösung zu verraten – auch wenn diese vermutlich in jeder anderen Filmbesprechung zumindest erwähnt wird. Meine Empfehlung lautet daher, WAS VON DER LIEBE BLEIBT ohne Vorwissen zu schauen. Und wenn es tatsächlich am Ende jemandem genauso geht, wir mir seinerzeit, dann freue ich mich auf ein Gespräch.