Wie groß ist die Bindung einer Familie, wenn die Liebe plötzlich andere Wege einschlägt – diese Frage stellt sich der italienische Regisseur Daniele Luchetti in seinem Film WAS UNS HÄLT…
Neapel Anfang der 1980er Jahre. Aldo (Luigi Lo Cascio) hat gerade seine Kinder Anna und Sandro ins Bett gebracht und ihnen eine Gutenachtgeschichte erzählt. Nun steht er in der Küche neben seiner Frau Vanda (Alba Rohrwacher) und gesteht ihr, dass er sie betrogen hat. Vanda verliert den Boden unter den Füssen und weiß nicht, wie sie reagieren soll. Was bedeutet das für sie und die Kinder?
Dreißig Jahre später leben Vanda (Laura Morante) und Aldo (Silvio Orlando) immer noch zusammen, aber vielleicht haben sie und ihre Kinder, Anna (Giovanna Mezzogiorno) und Sandro (Adriano Giannini), dafür einen hohen Preis gezahlt.
2022 kam WAS UNS HÄLT in die italienischen Kinos, zwei Jahre später ist er nun auch auf unseren Leinwänden zu sehen. Auf den ersten Blick mag man die lange Wartezeit vielleicht auf die Qualität des Films ummünzen, aber das wäre zu kurz gedacht. Schließlich ist es gerade für kleine Arthouse-Verleiher wie Filmkinotext aus Bonn nicht gerade einfach, die Kosten für einen Kinostart zu stemmen. Marketing und Vertrieb sind wichtig, denn ein Film, von dem niemand etwas mitbekommt, wird auch keine Zuschauer in die Kinos locken. Aber auch eine fehlende deutsche Synchronfassung ist immer noch eine große Hürde beim deutschen Publikum. Zum Glück hat sich der WDR 2023 die TV-Rechte gesichert, wodurch diese finanziert werden konnte und einen Kinostart erst möglich machte.
In WAS UNS HÄLT erzählt Regisseur Daniele Luchetti von einer Frau, wie immer grandios gespielt von Alba Rohrwacher, die nicht akzeptieren will, dass ihr Mann sich in eine andere Frau verliebt hat. Also nimmt sie ihn kurzerhand in Gewahrsam. Luchetti versucht zu ergründen, ob es wirklich sinnvoll ist, nur der Kinder wegen zusammen zu bleiben. Man sagt zwar immer, dass es Scheidungskinder schwer haben, aber wie sieht es mit Kindern aus, deren Eltern sich selbst ein Gefängnis machen. Haben die es zwingend besser?
Ich habe mich tatsächlich während des Films immer wieder gefragt, warum Alba Rohrwachers Figur so viel Wert darauf legt, ihren Mann nicht gehen zu lassen. Wirklich verstanden habe ich ihre Beweggründe nicht, aber vielleicht ist das auch nicht das Ziel des Films. Zur Folge hatte das aber, dass mir der Zugang zum Film irgendwie verwehrt blieb. Aber vielleicht sind andere in dieser Hinsicht ja erfolgreicher.
Lacci (Italien 2020)
100 Minuten
Drama / Romanze
Daniele Luchetti
Domenico Starnone, Francesco Piccolo, Daniele Luchetti, basierend auf dem Roman „Auf immer verbunden“ von Domenico Starnone
Alba Rohrwacher, Luigi Lo Cascio, Laura Morante, Silvio Orlando, Giovanna Mezzogiorno, Adriano Giannini, Linda Caridi
Film Kino Text – Jürgen Lütz eK