Vor uns das Meer

29.03.2018

Im Jahre 1958 tritt der Amateursegler Donald Crowhurst (Colin Firth) beim Sunday Times Golden Globe Race an, um der schnellste Mensch zu werden, der allein und ohne Zwischenstopp die Welt umsegelt. Mit seinem unfertigen, selbst entworfenen Boot und mit der Hoffnung durch das Preisgeld seine Firma zu retten und seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen, sticht Crowhurst schließlich in See. Er lässt seine Frau Clare (Rachel Weisz) und die gemeinsamen Kinder zurück und begibt sich Hals über Kopf in ein Abenteuer, das Geschichte schreiben wird. 

Kritik

Der gewagte Versuch von Donald Crowhurst, die Welt zu umsegeln, gilt bis heute als ein Mysterium der Seefahrtsgeschichte. VOR UNS DAS MEER führt uns nun die schicksalshafte Reise des Briten vor Augen… 

Es gehört schon extrem viel Mut dazu, um sich als Amateursegler dazu zu entscheiden, an einem Rennen rund um die Welt zu beteiligen. Wenn man das Ganze dann noch in einem halbfertigen Boot antritt, dass mehr einer Baustelle denn einem hochseetauglichen Segler gleicht, grenzt schon an Leichtsinnigkeit. Doch während unsereins beinahe schon beim Gähnen in der Dusche ertrinkt, wagt sich Donald Crowhurst auf diese Reise. 

Wer sich den Film nicht vermiesen lassen möchte, der sollte von Recherchen im Internet zur Person des Briten absehen. Schließlich ist es der Twist, der diese Geschichte so interessant macht. 

Aber um Crowhurst und seine Geschichte rankt sich noch ein weiteres Mysterium. Wie oftmals in der Geschichte des Film, wurden gleich zwei Filme zu diesem Thema gedreht. Das kennen wir bereits von Winston Churchill, Alfred Hitchcock oder Truman Capote. Doch hier schein ein und dasselbe Studio dahinter zu stehen, was auch den ersten Blick recht sonderbar wirkt. Aber eben nur auf den ersten Blick.

Der zweite Film, einfach nur als CROWHURST betitelt, ist eine kleine Independent-Produktion mit einem wesentlich kleiner Budget und einer nicht so bekannten Besetzung. Dort spielt Justin Salinger die Hauptrolle. In Wahrheit ist dieser jedoch der ältere der beiden Filme. Bereits 2014 hielt der Produzent Michael Riley das Script in den Händen und übergab die Regie an Simon Rumley, der bis dahin kleinere Horrorfilme gedreht hatte. Als die Dreharbeiten beginnen sollten, bekamen sie Wind vom anderen Projekt. Obwohl sie eigentlich bei der Konkurrenz hätten die Segel streichen können, entschiedenen sie sich, weiter fortzufahren. 

So wurde CROWHURST auch als erster der beiden Film fertig. Eine Reihe von Verleihern zeigte Interesse, aber letztendlich entschied man sich für StudioCanal, allein schon wegen des besseren Angebots. Doch StudioCanal ist ebenso die Firma, die hinter VOR UNS DAS MEER STEHT und in einem Interview mit dem Hollywood Reporter verriet der UK-Chef Danny Perkins, dass man den Konkurrenzfilm gekauft habe, um ihn kontrollieren zu können. Das hatte zur Folge, dass CROWHURST erst einmal so lange auf Eis liegen würde, bis VOR UNS DAS MEER sicher durch die Kinos gesegelt ist. CROWHURST soll jetzt in Großbritannien ein paar Wochen nach VOR UNS DAS MEER in die britischen Kinos kommen. Ob der zweite Film auch in Deutschland erscheinen will, steht bislang in den Sternen. 

Durch diese Aktion bekommt VOR UNS DAS MEER ein kleinen faden Beigeschmack, der jedoch völlig unnötig ist. Denn der Film muss sich vor Konkurrenz nicht verstecken, Colin Firth spielt den überforderten Segler mit derselben Bravour, die er in bislang in jede seiner Rollen gesteckt hat. Die Geschichte ist durchaus bewegend, selbst wenn man am Ende die Wahrheit dahinter kennt. Und mal ehrlich… wen von uns hat noch niemals die Abenteuerlust gepackt?

Trailer

ab6

Originaltitel

The Mercy (Großbritannien 2017)

Länge

102 Minuten

Genre

Drama

Regie

James Marsh

Drehbuch

Scott Z. Burns

Darsteller

Colin Firth, Rachel Weisz, David Thewlis, Ken Stott, Jonathan Bailey, Adrian Schiller, Oliver Maltman, Kit Connor, Eleanor Stagg, Andrew Buchan, Geoff Bladon

Verleih

Studiocanal GmbH

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