Die dänische Schauspielerin Paprika Steen („Idioten“, „Adams Äpfel“) beschäftigt sich in ihrer vierten Regiearbeit VON VÄTERN UND MÜTTERN (nach einem Drehbuch von Jakob Weis) auf amüsante Art und Weise mit Helikopter-Eltern, die nur scheinbar alles zum Wohle ihrer Kinder tun! Aber geht sie dabei auch in die Tiefe?
Auf dem Filmplakat zu VON VÄTERN UND MÜTTERN ist die Klasse 6B der Adlerhus Skole zu sehen. Nicht aber die Schüler:innen, sondern die Erwachsenen. „Die Eltern sind das Rückgrat dieser Schule“ lässt auch der Direktor Adrian (Lars Brygmann) die Designerin Piv (Katrine Greis-Rosenthal) und den Arzt Ulrik (Jacob Lohmann) im Bewerbungsgespräch wissen. Ihre zwölfjährige Tochter Hannah (Ida Skelbæk-Knudsen) wechselt nicht zum ersten Mal die Schule, doch die Eltern sehen sie an der renommierten Privatschule mit künstlerischem Ansatz gut untergebracht.
Alsbald lernen wir in VON VÄTERN UND MÜTTERN die weiteren Erziehungsberechtigten kennen. Auf dem schulischen Elternabend wird heiß diskutiert, vor allem die anstehende „China“-Mottoparty und die traditionelle Hüttenfahrt. Macken und Marotten sind schnell erkannt, und das strenge Regelwerk inklusive der Hierarchien wird verinnerlicht. Um die Kinder geht es erst mal nicht.
Vater Ulrik lernt in VON VÄTERN UND MÜTTERN den Mikrokosmos der Eltern auf Klassenfahrt zunächst alleine kennen, da Mutter Piv noch etwas zu erledigen hat und nachkommt. Die backende Mama, der reiche Schnösel, der mit dem Sportwagen vorfährt oder das Pärchen, das seine Sexualität offen auslebt. Kommt einem natürlich alles soweit bekannt vor. Nachdem die Rangordnung klar ist und die Aufgaben verteilt wurden, geht die Party los: Alkohol fließt in Strömen, Joints werden gereicht und die Hemmschwelle schnell abgebaut. Ulrik beginnt ein Techtelmechtel mit der Kinderpsychologin Julie (Amanda Collin; bald auch im historischen Filmdrama „King’s Land“ zu sehen).
Die Kinder werden mit Wasserpistolen bespaßt und mit Horror auf der nächtlichen Schnitzeljagd überrascht. Mutter Piv kann vieles, was auf dieser ländlichen Ferienanlage in VON VÄTERN UND MÜTTERN abgeht, nicht fassen. Ihr Mann ist noch berauscht vom Vortag und nicht wirklich zurechnungsfähig. Tochter Hannah hinterlässt keinen glücklichen Eindruck und ist immer nur mit einem verschlossen wirkenden Jungen unterwegs, von den anderen Kindern wird sie anscheinend gemieden. Dass sie die vielen Schulwechsel belasten, nimmt also zunächst niemand wahr.
Zur Musik von „Mama Loo“ der Les Humphries Singers aus dem Jahre 1973 eskaliert die Lagerfeuerromantik zu Wortgefechten und handgreiflichen Streitereien. Als Vorbild dienen hier wohl „Das Fest“ und „Der Rausch“ von Thomas Vinterberg, doch VON VÄTERN UND MÜTTERN hat nicht den Feldexperiment-Charakter dieser Filme und liefert keine bissige Satire über elterliche Befindlichkeiten oder soziale Dynamiken. Regisseurin Paprika Steen karikiert zwar die heutige Elterngeneration, dies wirkt allerdings eher läppisch und hat wenig Substanz. Das große Ensemble ist aber immerhin komödiantisch spielfreudig.
Fædre & mødre (Dänemark 2022)
101 Minuten
Komödie
Paprika Steen
Jakob Weis
Nikolaj Lie Kaas, Amanda Collin, , Martin Greis-Rosenthal, Lisa Loven Kongsli, Katrine Greis-Rosenthal, Jacob Hauberg Lohmann, Lars Brygmann, Rasmus Bjerg, Line Kruse, Lise Baastrup, Carsten Bjørnlund, Merete Mærkedahl, Mikael Birkkjær
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