Volveréis

Musikexperte und Filmfreak. Sozialisiert mit modernen Klassikern wie „Alien“, „The Shining“, „Zurück in die Zukunft“ oder „Breakfast Club“, wurde schnell die leidenschaftliche Liebe zu Kino und Film geweckt - und ab Mitte der 90er auch zum Traumberuf gemacht. Von den Auteurs der Nouvelle Vague bis zur albtraumhaften Atmosphäre eines David Lynch wird echte Filmkunst geschätzt, Stangenware und schlechtes Handwerk dagegen abgestraft.

Der spanische Regisseur Jonás Trueba („Jungfrau im August“) erzählt im Stil eines Woody Allen in VOLVERÉIS – EIN FAST KLASSISCHER LIEBESFILM von einem Paar, das seine Trennung nach 14 Jahren Beziehung groß feiern möchte und dabei zunächst auf Unverständnis stößt. Beim Filmfest Hamburg war das Kino voll und die Resonanz toll.

Eigentlich ist Ales Vater (der spanische Meisterregisseur Fernando Trueba in seiner ersten Schauspielrolle) an allem schuld. Weil er mal behauptet hat, dass nicht Hochzeiten, sondern Trennungen gefeiert werden sollten. Also liegen Regisseurin Ale (Itsaso Arana) und Schauspieler Alex (Vito Sanz) in VOLVERÉIS – EIN FAST KLASSISCHER LIEBESFILM wach im Bett und malen sich das Szenario aus. Der Freundes- und Bekanntenkreis muss natürlich sofort informiert werden. Da die beiden aber eigentlich ein Musterpärchen sind, fällt die Überzeugungsarbeit nicht gerade leicht.

Auch muss nicht nur die große Trennungsparty organisiert werden. Also gehen Ale und Alex auf Wohnungssuche im sommerlichen Madrid. Nicht so einfach: Die Mieten sind natürlich gestiegen und wer zieht in welche Wohnung? Außerdem haben Paare wohl größere Chancen, den Zuschlag zu bekommen. Beim Flohmarkt stellen sie zudem fest, dass eigentlich auch die DVD-Sammlung aufgelöst werden müsste.

Die Trennung wird auch dadurch nicht einfacher, dass beide in der Filmbranche arbeiten. Alex benötigt ein Bewerbungsvideo für ein Casting. Da muss dann mal eben Ale helfen. Und Ale sitzt mit einem Kollegen im Schnitt, wo eine Szene mit Alex zu sehen ist, die wir kurz zuvor in der Filmhandlung gesehen haben. VOLVERÉIS – EIN FAST KLASSISCHER LIEBESFILM wird also auf mehreren Ebenen erzählt, ist also gleichermaßen ein Film-im-Film-Film, wenn Sie verstehen, was ich meine?

Damit nicht genug: Kierkegaards „Die Wiederholung“ wird ebenso zum zentralen Bestandteil von VOLVERÉIS – EIN FAST KLASSISCHER LIEBESFILM: „Die Liebe der Wiederholung ist in Wahrheit die einzig glückliche. Sie hat wie die Liebe der Erinnerung nicht die Unruhe der Hoffnung, nicht die beängstigende Abenteuerlichkeit der Entdeckung, aber auch nicht die Wehmut der Erinnerung. Die Liebe der Wiederholung hat die selige Sicherheit des Augenblicks“. Etwas Bildungsbürgertum muss halt sein. Im Haushalt von Ale und Alex stehen natürlich Wände voll mit Büchern. Gibt uns das einen Hinweis auf das Ende der Geschichte? Die Ankündigung ihrer Trennung wird zumindest sehr oft wiederholt, fast immer in den gleichen Worten. Die Reaktionen hingegen variieren.

Jonás Trueba verarbeitet in VOLVERÉIS – EIN FAST KLASSISCHER LIEBESFILM seine Beziehung zum Kino. Das Drehbuch hat er zusammen mit den beiden Hauptdarstellern Itsaso Arana (die alleine durch ihre roten Haare schon ein Blickfang ist) und Vito Sanz (nominiert als „Bester Schauspieler“ beim spanischen Filmpreis Goya) geschrieben. Sowieso wirkt alles wie ein Familien- und Freundschaftsprojekt, mit dem Herz am rechten Fleck. Zudem ist es auch eine Liebeserklärung an Madrid, die Heimat Truebas. Lakonisch, skurril und leicht melancholisch geht es um Liebe, Zeit und das Kino. Éric Rohmer und Woody Allen standen wohl Pate. Viel Dialog ist also programmiert!