Victoria ist Anwältin in Paris, Ende 30, alleinerziehend, hat ein lockeres Sex-Leben und ist charmant- egozentrisch. Bei einer Hochzeit trifft sie ihren guten Freund Vincent sowie Sam, einen Klein-Dealer, den sie vor einiger Zeit verteidigt hat. Tags darauf steht Vincent unter Anklage wegen versuchten Mordes an seiner Freundin. Einziger Zeuge ist der Dalmatiner des Opfers. Widerwillig übernimmt Victoria seine Verteidigung. Als sie dann auch noch Sam als Au Pair Boy einstellt, nimmt das Chaos in Victorias Leben seinen Lauf.
Spätestens seit BIRNENKUCHEN UND LAVENDEL ist Virginie Efira der große Star des französischen Films. In ihrem neuen Film VICTORIA – MÄNNER UND ANDERE MISSGESCHICKE kann aber selbst sie das holprige Drehbuch nicht mehr gänzlich retten.
Eines muss man dem Film zugute halten: Er versucht tatsächlich, dem Zuschauer ein modernes Frauenbild zu vermitteln. Die von Virginie Efira gespielte Protagonistin steht erfolgreich als Anwältin im Berufsleben und erzieht beinahe beiläufig ihre beiden Kinder im Kita-Alter. Ihre Männer sucht sich Victoria so wie es ihr gefällt. Sie ist frei, unabhängig und denkt überhaupt nicht daran, diesen Status aufzugeben. Nur dass sie dabei ihr ganzes Leben vor die Wand fährt, merkt sie erst relativ spät.
Für einen Film, der sich in erster Linie um eine Frau und ihre gesammelten Probleme dreht, scheinen diese der Regisseurin überraschend egal zu sein. Anders lässt es sich nicht erklären, warum der Film immer dann, wenn es problematisch wird, seine Figur allein lässt. Ihre schlimmste Zeit – ein halbes Jahr ohne Zulassung und mit Depressionen – wird einfach so übersprungen.
Das Hauptproblem des Films ist aber, dass er sich nicht entscheiden kann, ob er denn nun Komödie oder Drama sein möchte. Nicht dass er das zwingend müsste, diese beiden Genres haben bereits andere Filmemacher wunderbar miteinander verknüft.VICTORIA – MÄNNER UND ANDERE MISSGESCHICKE hingegen gelingt dieser Spagat leider so überhaupt nicht.
Auch wenn die wunderbare Virginie Efira den Film mit ihrer Präsenz nicht vollends retten kann, bleibt doch die Gewissheit, dass er ohne sie vermutlich noch schlechter abgeschnitten hätte.
Victoria (Frankreich 2016)
96 Minuten
Komödie
Justine Triet
Justine Triet
Virginie Efira, Vincent Lacoste, Melvil Poupaud, Laurent Poitrenaux, Laure Calamy, Alice Daquet
Alamode Filmdistribution OHG