Umberto Eco – Eine Bibliothek der Welt

21.03.2024

Generationen von Kunstschaffenden und -studenten sind mit zwei zentralen Büchern aufgewachsen: „Das offene Kunstwerk“ und „Einführung in die Semiotik“. (Auch ich gehörte dazu.) Der Autor der beiden Bücher: der italienische Professor für Semiotik an der Universität von Bologna Umberto Eco. In seinen Wissenschaftskreisen war er allseits präsent – doch was war mit dem Rest der Welt? Erst als er das Angebot erhielt, als Wissenschaftler (also in diesem Fall als „Laie“) einen Krimi zu schreiben, änderte sich alles. So entstand der Roman „Der Name der Rose“. Der Rest ist Geschichte! So kam es jetzt zum Dokumentarfilm UMBERTO ECO – EINE BIBLIOTHEK DER WELT von Davide Ferrario.

Umberto Eco starb am 19. Februar 2016 im Alter von 84 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Und er hinterließ eine gigantische Bibliothek: 30.000 neuzeitliche Werke sowie knapp 2000 extrem wertvolle Bände aus früheren Jahrhunderten. Der italienische Dokumentarfilmer Davide Ferrario machte sich auf die Suche: Was passierte mit dieser riesigen Privatbibliothek? Er interviewte Ecos Witwe, seine Tochter, seinen Sohn und seinen Enkel. Herausgekommen ist ein unglaublich vergnüglicher Film, der die Grenzen zwischen Fiction und Non-Fiction spielerisch auflöst. Denn der Zuschauer spürt: Manche Szenen sind natürlich nachgestellt. Who cares?

Davide Ferrario hatte das Glück, viele Archivaufnahmen von Umberto Eco zur Verfügung zu haben. Und so erleben wird Eco, der wortreich auf Italienisch, Französisch und Englisch parliert, sichtlich amüsiert in Fernsehshows auftritt und Lebensweisheiten verkündet: „Ich habe mein Handy immer ausgestellt.“ „Ich mache in meinen Büchern keine Eselsohren.“ Zur Erheiterung der Zuschauer.

Umberto Eco war ein unglaublich belesener Mann – und er genoss seinen späten Ruhm als weltberühmter Autor von Bestsellern. Und als dann auch noch die Verfilmung von „Der Name der Rose“ mit Sean Connery in der Hauptrolle in die Kinos kam, gab es kein Halten mehr. Die schönste Szene: In der Diskussion über den Krimi „Der da-Vinci-Code“ legte er sich öffentlich mit Dan Brown an: „Wir haben beide die gleichen Bücher gelesen. Dan Brown hat sie für bare Münzen genommen. Ich nicht.“ Und so stehen wir vor Leonardo da Vincis „Abendmahl“ und fragen uns: Ist die Person, die neben Jesus sitzt Johannes oder Maria Magdalena? Am Ende teilen sich mehrere Bibliotheken Ecos Bücher-Erbe auf.

UMBERTO ECO – EINE BIBLIOTHEK DER WELT ist ein Zwitterwesen: kein echter Dokumentarfilm, keine reine Fiction. Doch wir haben unseren Spaß!

Trailer

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Originaltitel

Umberto Eco – Eine Bibliothek der Welt (Italien 2022)

Länge

80 Minuten

Genre

Dokumentation

Regie

Davide Ferrario

Drehbuch

Davide Ferrario

Verleih

mindjazz pictures UG

Filmwebsite

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