Stolze 28 Jahre ist es her, dass ein Katastrophenfilm über ein paar Tornadojäger die Kinoleinwände eroberte. Jetzt folgt mit TWISTERS endlich eine Fortsetzung, die zwar durchaus überzeugen kann, es in einem wesentlichen Punkt jedoch völlig vergeigt.
Kate Carter (Daisy Edgar-Jones) ist eine ehemalige Sturmjägerin, die seit einem verheerenden Tornado in ihrer Collegezeit in der sicheren Umgebung eines Büros in New York City die Abläufe von Stürmen studiert. Als plötzlich ihr alter Freund Javi (Anthony Ramos) wieder auftaucht, überredet er sie, ein neuartiges System zu testen, mit dem man hochauflösende 3D-Scans von Tornados aufnehmen kann. Dabei trifft sie auch auf Tyler Owens (Glen Powell), einen charmanten, aber auch draufgängerischen Social-Media-Star, der seine stürmischen Abenteuer gerne mit seiner wilden Crew postet. Je gefährlicher, desto besser. Während die Stürme immer mehr an Fahrt gewinnen, müssen die unterschiedlichen Teams irgendwann feststellen, dass sie sich mitten in den Bahnen mehrerer Sturmsystem befinden, die sich über Zentral-Oklahoma kreuzen. Und so wird aus einer Jagd plötzlich ein Kampf ums Überleben…
1996 kam „Twister“ in die Kinos und schlug im wahrsten Sinne des Wortes ein wie eine Bombe. Schade, dass der „Nachfolger“ nun darauf überhaupt nicht aufbaut, ja die damaligen Figuren der Darsteller Helen Hunt oder des 2017 verstorbenen Bill Paxton noch nicht einmal erwähnt. Aber egal, so müssen sich die Zuschauer zumindest nicht die Frage stellen, ob sie den Film überhaupt verstehen, ohne das Original gesehen zu haben.
Technisch gesehen bewegt sich TWISTERS auf extrem hohem Niveau. Die Stürme sehen sensationell aus und lassen für Katastrophenfilm-Fans keinerlei Wünsche offen. Daher sollte man den Film auch unbedingt auf einer möglichst großen Leinwand sehen. Auch die Handlung ist erstaunlich gut gelungen für einen Film dieses Genres. Da haben wir durchaus schon wesentlich plattere Geschichten im Kino gesehen.
Eine Sache stößt jedoch recht bitter auf und ich muss gestehen, dass mir das erst in einem Gespräch unter Kollegen nach dem Presse-Screening bewusst geworden ist. Der Film konzentriert sich vollends auf die Frage, wie man die Stürme mit technischen Hilfsmitteln so beeinflussen kann, dass sie in sich zusammenfallen und keinen weiteren Schaden mehr anrichten können. Zwar wird erwähnt, dass die Tornados immer größer werden und viel stärkere Schäden verursachen, einen Grund spart man sich aber offenbar bewusst aus. Den Begriff „Klimawandel“ nehmen die Protagonisten zu keinem Zeitpunkt in den Mund. Lieber fahren sie mit schweren, spritschluckenden Dodge RAMs (die natürlich den Film gesponsert haben) in die Stürme hinein. Man bekämpft halt lieber das akute Problem, statt sich mit den Ursachen zu beschäftigen. Das ist mehr als bitter. Natürlich ist das zum einen sicherlich dem Sponsor geschuldet, zum anderen aber auch der Angst vor der Zielgruppe in den USA. Die wollen von dem Thema nämlich nach wie vor nichts hören. Eine mehr als vertane Chance.
Aber trotz dieses bitteren Beigeschmacks fühlte ich mich dennoch extrem gut unterhalten. Daisy Edgar-Jones spielt sensationell und Glen Powell beweist nach „Wo die Lüge hinfällt“ und „A Killer Romance“ wieder einmal, warum er aktuell zu gefragtesten Schauspielern zählt. Klar, ein paar Szenen wirken stark aufgesetzt, beispielsweise als das Sturmjäger Team an einer Stelle entscheidet, die Jagd abzubrechen und lieber den Opfern zu helfen, aber sei es drum.
TWISTERS ist in der Summe ein verdammt eindrucksvolles Spektakel, auch wenn der völlige Verzicht, das Thema Klimawandel anzusprechen, immer noch nachhallt. Ansonsten hätte es vielleicht sogar bis knapp zur zur Höchstwertung gereicht.
Twisters (USA 2024)
123 Minuten
Action / Abenteuer / Thriller
Lee Isaac Chung
Mark L. Smith
Daisy Edgar-Jones, Glen Powell, Anthony Ramos, Brandon Perea, Maura Tierney, Sasha Lane, David Corenswet, Daryl McCormack, Kiernan Shipka, Nik Dodani
Warner Bros. Entertainment GmbH