Transit

05.04.2018

Die deutschen Truppen stehen vor Paris. Georg, ein deutscher Flüchtling, entkommt im letzten Moment nach Marseille. Im Gepäck hat er die Hinterlassenschaft des Schriftstellers Weidel, der sich aus Angst vor seinen Verfolgern das Leben genommen hat: Ein Manuskript, Briefe, die Zusicherung eines Visums durch die mexikanische Botschaft. 

In Marseille darf nur bleiben, wer beweisen kann, dass er gehen wird. Visa für die möglichen Aufnahmeländer werden gebraucht, Transitvisa, die raren Tickets für die Schiffspassage. Georg erinnert sich der Papiere Weidels und nimmt dessen Identität an. Er taucht ein in die ungefähre Existenz des Transits. Flüchtlingsgespräche in den Korridoren des kleinen Hotels, der Konsulate, in den Cafés und Bars am Hafen. Er freundet sich mit Driss an, dem Sohn seines auf der Flucht gestorbenen Genossen Heinz. Wozu weiterreisen? Lässt sich anderswo ein neues Leben beginnen?

Alles verändert sich, als Georg die geheimnisvolle Marie trifft und sich in sie verliebt. Ist es Hingabe oder Berechnung, die sie ihr Leben vor der Weiterreise mit dem Arzt Richard teilen lässt, während sie gleichzeitig auf der Suche nach ihrem Mann ist? Der, so erzählt man, sei in Marseille aufgetaucht, in Besitz eines mexikanischen Visums für sich und seine Frau.

Kritik

Mit TRANSIT ist Regisseur Christian Petzold etwas Außergewöhnliches gelungen. Indem er seine Geschichte aus der Vergangenheit einfach in der Gegenwart spielen lässt, erschafft er eine unvergleichliche Atmosphäre, die ihresgleichen sucht.

Die Menschen in TRANSIT hängen fest, sie warten auf Schiffe, Visa und Transits. Doch obwohl die Geschichte eigentlich im Jahre 1940 spielt, verlegt Petzold sie in das heutige Marseille. Ohne jedoch die Handlung, die auf dem Roman von Anna Seghers basiert, in irgendeiner Art und Weise anzupassen. Das ist im ersten Moment äußerst verwirrend, wenn Erzählung und Bild sogar nicht zusammen zu passen scheinen, wenn die „deutschen Truppen“ einfach Streifenwagen sind. Doch gleichzeitig entfaltet dieser Kniff eine unheimliche Sogwirkung, denn schnell wird klar, dass diese Geschichte zeitlos ist. Schließlich sind immer irgendwo Menschen auf der Flucht. Gerade in der heutigen Zeit. 

Allerdings muss man sich auf diese Besonderheit einlassen. Gelingt das nicht, baut man als Zuschauer sicherlich nicht die emotionale Bindung zu den Figuren auf, die notwendig ist. 

Franz Rogowski, von der Berlinale gerade als europäischer Shootingstar ausgezeichnet, liefert in TRANSIT einer wahre Meisterleistung ab. Verloren zwischen dem, was war, und dem, was kommen mag, fiebert man als Zuschauer in jeder Minute mehr mit ihm mit. 

TRANSIT schafft es, woran andere Filme schon mehrfach gescheitert sind: Es schafft ein emotionales Verständnis für Menschen auf der Flucht – denn irgendwer ist immer irgendwo auf der Flucht. Ein schier unglaublicher Film!

Trailer

ab12

Originaltitel

Transit (Deutschland 2017)

Länge

101 Minuten

Genre

Drama

Regie

Christian Petzold

Drehbuch

Christian Petzold

Darsteller

Franz Rogowski, Paula Beer, Godehard Giese, Lilien Batman, Maryam Zaree, Barbara Auer, Matthias Brandt, Sebastian Hülk, Emilie de Preissac

Verleih

Piffl Medien GmbH

Filmwebsite

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