Die schüchterne Thelma (Eili Harboe) verlässt ihr streng religiöses und konservatives Elternhaus in der ländlichen Idylle der norwegischen Wälder, um in Oslo zu studieren. Als sie auf dem Campus ihre Kommilitonin Anja (Kaya Wilkins) kennenlernt, entwickelt sich zwischen den beiden eine starke Anziehungskraft. Zum ersten Mal in ihrem Leben genießt sie die Zwanglosigkeit der Jugend, feiert Partys und entdeckt ihre Weiblichkeit. Doch plötzlich erlebt Thelma epilepsieartige Anfälle und es beschleicht sie der Verdacht, dass mit ihrem Befreiungsschlag auch übersinnliche Fähigkeiten freigesetzt wurden, die in ihrer Familiengeschichte tief verwurzelt sind.
Mit THELMA kehrt Regisseur Joachim Trier nach seinem Hollywood-Ausflug in seine norwegische Heimat zurück und liefert einen eindrucksvollen Film ab.
Dass Hauptdarstellerin Eili Harboe zu den vier europäischen Shooting-Stars gehört, die die Berlinale in diesem Jahr gekürt hat, ist kein Wunder. Erst recht nicht, wenn man THELMA gesehen hat, in dem die 23-jährige eine eindrucksvolle Performance an den Tag legt.
Der Film beginnt mit einer verstörenden Szene, die sich fortan wie eine Art Schleier über den weiteren Fortgang legt. Worauf der Film überhaupt zusteuert, lässt sich nur schwerlich greifen, denn das wird tatsächlich erst zum Ende hin klar.
Joachim Triers Film lässt sich nur schwerlich in eine Schublade packen, schließlich bedient er sich bei diversen Genres. Ob Coming-of-Age, Horror, Thriller oder Mystery – der Film verwebt alles zu einer stimmigen und äußerst starken Mixtur. Auch wenn die erste Stunde vielleicht etwas schleppend verläuft, entschädigt die letzte halbe Stunde dafür umso mehr.
Thelma ist Horror, bedient sich aber nur weniger Schockmomente, der Film behandelt übersinnliche Themen, doch der Regisseur interessiert sich herzlich wenig für irgendwelche Special Effects. Stattdessen konzentriert er sich vollends auf seine Hauptfigur und kehrt ihre innersten Ängste nach außen.
THELMA ist eindrucksvolles Kino, das die Grenzen zwischen den Genres verschwimmen lässt, dabei aber trotzdem nicht einmal ansatzweise anfühlt, als wüsste der Regisseur nicht, was er wollte. Im Gegenteil…
Thelma (Norwegen / Frankreich / Dänemark / Schweden 2017)
116 Minuten
Drama / Science-Fiction / Thriller
Joachim Trier
Eskil Vogt, Joachim Trier
Eili Harboe, Kaya Wilkins, Henrik Rafaelsen, Ellen Dorrit Petersen, Grethe Eltervåg, Marte Magnusdotter Solem, Anders Mossling, Vanessa Borgli, Steinar Klouman Hallert, Ingrid Giæver, Oskar Pask, Camilla Belsvik, Lars Berge, Vibeke Lundquist, Tom Louis Lindstrøm, Irina Eidsvold Tøien, Ludvig Algeback, Ian Twedmark Toll, Vidar Fransson
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