The Wedding Banquet

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Mit seinem zweiten Film „Das Hochzeitsbankett“ gewann der gebürtige Taiwanese Ang Lee 1993 den Goldenen Bären auf der Berlinale. Der Film war gleichzeitig der Beginn seiner internationalen Karriere (mit inzwischen zwei Regie-Oscars). Mit THE WEDDING BANQUET von Andrew Ahn kommt jetzt das Remake in die Kinos. Brauchen wir das?

Nach 32 Jahren ist natürlich längst eine neue Generation von Kinogängern herangewachsen. Und viele von denen sind nicht gerade scharf auf „alte“ Filme. Außerdem hat sich das queere Bewusstsein in dieser Zeit extrem gewandelt. Was damals eine entspannte Schwulen-Komödie war, ist im Remake ein konsequentes Statement der aktuellen LGBTQIA+-Bewegung – auf die Gefahr hin, dass der Humor diesmal etwas albern und aufgesetzt wirkt.

THE WEDDING BANQUET spielt in der Queer-Community von Seattle. Min (Han Gi-chan) ist sauer auf seinen Freund Chris (Bowen Yang), der jede Verantwortung scheut. Aus der Not heraus gibt er seiner lesbischen Freundin Angela (Kelly Marie Tran) und deren Partnerin Lee (Lily Gladstone) ein Versprechen: Min geht eine Scheinehe mit Angela ein, um in den USA an eine Green Card zu gelangen, mit uneingeschränkten Arbeits- und Aufenthaltsrecht. Im Gegenzug verpflichtet er sich, Lees Kinderwunsch zu erfüllen und die teure In-vitro-Fertilisationsbehandlung zu zahlen.

Dann meldet Mins Großmutter ihr Kommen an, um ein aufwendiges koreanisches Hochzeitsbankett auszurichten. Das Lügengebäude droht einzustürzen, denn Oma darf nichts erfahren. Panik bricht aus…

In THE WEDDING BANQUET feiert die LGBTQIA+-Bewegung sich selbst – mit allem Glanz und mit all ihrem bizarren Humor. Das wirkt in seiner ungebremsten Queer-Freude bisweilen „over the top“. Das muss man mögen. Diesmal sind es zwei Paare: ein lesbisches und ein schwules. Gönnen wie ihnen das Gelingen des Plans.

Regisseur Andrew Ahn hat sein Drehbuch, an dem auch James Schamus, Co-Autor des Originals, beteiligt war, grundsolide und ziemlich konventionell inszeniert – kein Vergleich mit Ang Lee. Wer das Original nicht kennt, darf reingehen.