Mit dem ersten in Deutschland vor einer riesigen LED-Wand produzierten Film startet Tobis in Deutschland die Eroberung eines neuen Terrains. Aber kann THE SOCIAL EXPERIMENT auch inhaltlich mithalten?
Adrian (Marven Suarez Brinkert) und seine Freunde haben sich entschlossen, an einem Escape-Game teilzunehmen. Doch der vermeintliche Freizeitspaß verwandelt sich in ein perfides Verhaltensanalyse-Experiment zweier Wissenschaftler:innen. Dazu haben diese eine künstliche Intelligenz erschaffen, die die Stärken, Schwächen und Eigenschaften der Clique analysiert und dazu nutzt, die teilnehmenden Jugendlichen gegeneinander auszuspielen. Es beginnt ein Kampf auf Leben und Tod…
Seine Premiere feierte THE SOCIAL EXPERIMENT auf dem Filmfest Hamburg und nach der Vorstellung stand das gesamte Team auf der Bühne. Man konnte förmlich spüren, wie stolz die Macher auf ihr Werk waren. Und in gewissen Punkten konnten sie das auch sein. Die erstmals in Deutschland eingesetzte Technik war durchaus beeindruckend. Anstatt vor einem Greenscreen konnten die Schauspieler so vor einer LED-Wand spielen und mussten sich dadurch die Situation nicht gänzlich in ihren Köpfen zusammenbauen. Außerdem spart die Technik das spätere Einfügen der Hintergründe. Klar, hier und da hat der Übergang zwischen Leinwand und echter Kulisse nicht hundertprozentig geklappt, aber um das zu erkennen, muss man schon ziemlich genau hinsehen.
Ein weiterer Pluspunkt sind die jugendlichen Darsteller, die durchaus authentisch wirken. Oftmals kranken solche Film daran, dass die Jugendsprache im Drehbuch von oben herab diktiert wird und sich dadurch wesentlich von der „echten“ Jugendsprache abhebt. Diesen Eindruck hatte ich hier überhaupt nicht. Zum Glück.
Aber wie es leider meistens so ist, kommen irgendwo die nachteiligen Aspekte um die Ecke. Im Fall von THE SOCIAL EXPERIMENT ist das leider das Drehbuch. Obwohl – wie bereit erwähnt – die Darstellung der Figuren recht glaubwürdig war, fehlten leider an vielen Stellen die Beweggründe der Protagonisten. So wirkten Wendungen oder Aktionen viel zu oft grundlos oder gar an den Haaren herbeigezogen. Beispielsweise wird die leitende Wissenschaftlerin, gespielt von Raffaela Kraus, die auch das Drehbuch mit verfasst hat, eingangs als absolut toughe und zielstrebige Frau (und jüngste Harvard-Absolventin) dargestellt, mitten im Film genügt dann aber eine winzige, eigentlich belanglose Situation, um sie in Tränen ausbrechen zu lassen und die Seiten zu wechseln. Sorry, aber das war mir leider wirklich nicht genug, bzw. zu einfach. Und genau solche Situationen gibt es leider zuhauf.
Am Ende lohnt es sich zwar, THE SOCIAL EXPERIMENT aus technischer Neugier anzuschauen, die Erwartungen an die Handlung, sowie die Figurenzeichnung sollte man als Zuschauer aber dann doch lieber im Keller liegen lassen.
The Social Experiment (Deutschland 2022)
97 Minuten
Drama / Thriller
Pascal Schröder
Raffaela Krauss, Pascal Schröder
Elmo Anton Stratz, Claudiu Mark Draghici, Marven Gabriel Suarez-Brinkert, Raffaela Kraus, Emilia Djalili
Tobis Film GmbH & Co. KG