Wer kann sich nicht daran erinnern: In London gab es einen bekannten Herrenschneider, in dessen Hinterzimmer der erste unabhängige Geheimdienst der Welt gegründet worden war. Natürlich ist das Fiktion, doch viele von uns kennen den Actionfilm „Kingsman: The Secret Service“ (2014) und seine Fortsetzung „Kingsman: The Golden Circle“ (2017), beide gedreht von Matthew Vaughn. Hier zeigte der charmante Gentleman-Spion Harry Hart (Colin Firth), was in ihm steckt. Jetzt hat Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Vaughn mit THE KING’S MAN – THE BEGINNING die Vorgeschichte dazu vorgelegt.
Alles beginnt zu Anfang des 20. Jahrhunderts: Der Duke of Oxford (Ralph Fiennes) wird bei bei seinem Besuch in Südafrika von Aufständischen beschossen. Dabei stirbt seine Frau (Alexandra Maria Lara), und sein kleiner Sohn Conrad muss den Tod der Mutter hilflos mit ansehen. 1914: Conrad (Harris Dickinson) ist inzwischen ein mutiger Teenager, der nach dem Attentat von Sarajewo unbedingt in den Krieg ziehen will – gegen den Willen seines Vaters, seines ehemaligen Kindermädchens Polly (Gemma Arterton) und des Butlers Shola (Djimon Hounsou). Gemeinsam mit Polly und Shola gründet Oxford eine Geheimorganisation, um den drohenden Weltuntergang zu verhindern. Seine Gegenspieler sich der mächtige satanische Mönch Rasputin (Rhys Ifans!) im fernen Russland, und ein finsterer Schotte (man sieht ihn nur von hinten), der King George stürzen will.
Leider kann sich Matthew Vaughn im Lauf der 131 Minuten nicht entscheiden, wohin der Film driften soll: Ständig pendelt das Ganze zwischen solider Abenteuer-Action, durchgeknallter Komödie und bravem Geschichtsunterricht. Natürlich dürfen blutige Schützengräben-Kämpfe nicht fehlen, die wir aber schon spannender erlebt haben: „Im Westen nichts Neues“, „Wege zum Ruhm“ und „1917“ haben da die Höhepunkte gesetzt.
Ein genialer Besetzungs-Coup ist Vaughn trotzdem gelungen: Die Cousins (!) King George, Zar Nikolaus und Kaiser Wilhelm II. (allesamt Enkel von Queen Victoria) werden von Tom Hollander in einer Dreifach-Rolle gespielt. Unglaublich: Inzucht mitten in Europa! Außerdem sorgte die Ehefrau des Regisseurs und Mitproduzentin Claudia Vaughn (geborene Schiffer) dafür, dass viele deutsche Schauspieler mitwirken durften. So erleben wir Daniel Brühl als Erik Jan Hanussen, August Diehl als Lenin und – Achtung: Schlussgag – David Kross als Adolf Hitler. Na, ja!
Am Ende ist King George bei der Gründung des unabhängigen Geheimdienstes THE KING’S MAN im Hinterzimmer des Londoner Herrenschneiders mit dabei (siehe oben). Herausgekommen ist ein Abenteuerfilm alter Schule – nicht besonders spannend und nicht besonders komisch.
The King's Man (USA 2021)
131 Minuten
Action / Spionage
Matthew Vaugn
Matthew Vaugn, Karl Gajdusek
Ralph Fiennes, Gemma Arterton, Rhys Ifans, Matthew Goode, Tom Hollander, Harris Dickinson, Daniel Brühl, Djimon Hounsou, Charles Dance
Walt Disney Studios Motion Pictures Germany GmbH