The Assessment

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Mit einem stilsicheren Look liefert die Musikvideo-Regisseurin Fleur Fortuné in ihrem Spielfilm-Debüt THE ASSESSMENT eine abgefahrene Mindfuck-Dystopie ab. Dass sie dabei den Zuschauer genauso im Dunkeln lässt wie die Figuren, ist zwar clever, zahlt sich aber am Ende nicht wirklich aus…

Wir befinden uns in einer nahen Zukunft. Da die wenigen Ressourcen knapp sind, wird das Leben der Menschen mehr und mehr optimiert. Kinder bekommen dürfen nur diejenigen, die sich einer aufwändigen Prüfung unterziehen. Die Pflanzenforscherin Mia (Elizabeth Olsen) und ihr Ehemann, der VR-Designer Aaryan (Himesh Patel), haben ihren Kinderwunsch angemeldet und sollen nun sieben Tage lang von der Gutachterin Virginia (Alicia Vikander) auf Schritt und Tritt begleitet werden. Bereits am zweiten Tag überrascht diese das Paar, in dem sie urplötzlich wie ein trotziges Kind agiert. Gehört das jetzt zur Prüfung? Oder verfolgt die kühle und unnahbare Virginia eigene Pläne? Immer mehr zermürbende Aufgaben und Herausforderungen bringen Mia und Aaryan nicht nur an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, sondern rütteln auch an den Grundfesten ihrer Beziehung.

Die französische Regisseurin und Künstlerin Fleur Fortuné hat sich durch ihre atmosphärischen Inszenierungen und ihre visionäre Filmkunst einen Namen gemacht. Mit ihren Musikvideos für Künstler wie M83, Tricky, Skrillex, Drake, Pharrell Williams und Travis Scott fand sie schnell Anerkennung in ihrer Branche. Mit THE ASSESSMENT legt sie jetzt ihr Langfilm-Debüt vor und hat dabei in Sachen Style schon mal alles richtig gemacht. Das Setting, die Farben und die Kamera von Magnus Jønck sind wirklich beeindruckend.

Die Entscheidung, das Publikum genau so im Dunkeln zu lassen wie Mia und Aaryan, wirkt zwar auf den ersten Blick befremdlich, trägt aber immens zur Spannungsbildung bei. Auch die drei Hauptdarsteller dieses Sci-Fi-Kammerspiels, Elizabeth Olsen, Alicia Vikander und Himesh Patel, tragen dazu perfekt bei. Ich hätte mir nur gewünscht, die Regisseurin hätte auf den letzten Metern nicht noch versucht, sämtliche Hinter- und Beweggründe zu erklären, und aus der ursprünglich kleinen Geschichte eine riesige Nummer zu machen. Manchmal ist es halt besser, Dinge der Einschätzung der Zuschauer:innen zu überlassen. Schade.