Roman (Friedrich Mücke) verbringt sein Großstadtleben leicht verloren mit Partys und Computerspielen. Nebenbei jobbt er für einen Anwalt und digitalisiert Gerichtsakten eines Amoklaufs an einer Provinzschule. Da noch wichtige Papiere fehlen, muss Roman für einige Tage an den Tatort, wo er mit den Aggressionen der traumatisierten Dorfbevölkerung konfrontiert wird. Doch er lernt auch die Schülerin Laura (Liv Lisa Fries) kennen, die den Amoklauf überlebt hat und die kühlen Fakten aus Romans Akten Realität werden lässt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine zarte Liebe, die Roman aus seiner Lethargie reißt und Laura hilft, die traumatischen Erlebnisse hinter sich zu lassen.
Sich einem Amoklauf an einer Schule auf emotionale Weise zu nähern ist nicht gerade einfach, aber was Regisseur Thomas Sieben mit STAUDAMM auf die große Leinwand bringt, ist ein wahres Meisterwerk. Langsam schleicht sich das Grauen in diesem Film von hinten an, erst durch das Einlesen von sachlich-nüchternen Gerichtsakten, dann durch die Gespräche der beiden Hauptcharaktere. Sieben verzichtet auf eine bewusste Dramatisierung und lässt sie grausamen Bilder verstärkt im Kopf des Zuschauers entstehen. Das gibt dem Film eine ungeheure emotionale Wucht, die man selten im deutschen Kino gesehen hat.
Liv Lisa Fries, die durch ihre Rolle in SCHIMANSKI – TOD IN DER SIEDLUNG bekannt wurde, zeigt wieder einmal, dass sie zum vielversprechendsten deutschen Schauspielnachwuchs zählt. Ihre Darstellung in STAUDAMM ist so präzise und einfühlsam, dass man als Zuschauer jeden ihrer Schmerzen spürt.
STAUDAMM ist erstklassiges Kopfkino aus deutschen Landen, das noch lange im Zuschauer nachhallt.
Staudamm (Deutschland 2013)
89 Minuten
Drama
Thomas Sieben
Christian Lyra, Thomas Sieben
Friedrich Mücke, Liv Lisa Fries, Dominic Raacke, Lucy Wirth, Arnd Schimkat, Carolin Fink
mixtvision Filmverleih