Wie soll man sich entscheiden, wenn der Staat und die den Staat beherrschende Religion dem Menschen scheinbar keine Wahl lässt? Die junge Witwe Leila, Mutter des zwölfjährigen Amir und eines Säuglings, arbeitet in einer Teheraner Kabelfabrik. Seit Kazem, der Busfahrer der Firma, ein Auge auf Leila geworfen hat, hat sie keine ruhige Minute mehr. Sie wird von ihren Kollegen gemobbt, da jeder glaubt, Kazem hätte ihr schon einen Antrag gemacht und sie sich unmoralisch verhält. Leila steht vor einem unlösbaren Dilemma: Kazem hat eine Tochter in Amirs Alter, und wenn sie ihn heiratet, verbietet die Religion, dass Amir und seine Stiefschwester im gemeinsamen Haushalt leben. Als ihr und Kazem die Kündigung droht, kommt sie zu einem folgenschweren Entschluss: Eine Nachbarin aus ihrem Heimatdorf vermittelt Amir einen Platz in einem Taubstummen-Internat, er muss nur simulieren, taub zu sein. Doch irgendwann flieht er aus der verhassten Schule, um seine Mutter zu suchen.
Der Film ist stilistisch streng in zwei Abschnitte geteilt: Das erste Kapitel ist komplett aus der Sicht der Mutter gefilmt, Amir kommt nur am Rande vor. Leila versucht verzweifelt, eine Lösung zu finden, doch Staat, Religion und Gesellschaft geben ihr keine Chance. Das zweite Kapitel ist als Odyssee eines verlorenen Sohnes inszeniert – Amir auf der Suche nach der verschwundenen Mutter, die den Kontakt zu ihm abgebrochen hat und bis zum Ende des Films nicht mehr auftaucht. Ein tieftrauriger Film, als Debüt stilsicher inszeniert nach einem intensiven Drehbuch von Mohammad Rasoulof. Ein Film ohne Hoffnung!