Etwa 50 Kilometer vor den Toren New Yorks liegt das Hochsicherheitsgefängnis SING SING. Dorthin führt uns der Regisseur Greg Kwedar in seinem einfühlsamen, authentischen und gleichnamigen Drama.
Im Hochsicherheitsgefängnis SING SING verbüßt John „Divine G“ Whitfield (Colman Domingo) eine Haftstrafe für einen Mord, den er nicht begangen hat. Sein einziger Lichtblick in dem ansonsten eintönigen Alltag: das Theaterprogramm, in dem er mit anderen Mitgefangenen versucht, ein Stück auf die Bühne zu stellen. Allein dort gelingt es ihm, sich an einen Ort fern der von stiller Verzweiflung geprägten Umgebung zu versetzen. Doch seine Welt gerät ins Wanken, als sich der unberechenbare Clarence „Divine Eye“ Maclin der Truppe anschließt und unbedingt eine Komödie inszenieren möchte. Das bringt die kreative Routine der Theatergruppe mächtig ins Wanken…
„Rehabilitation Through the Arts“ gibt es wirklich: Das RTA-Programm ist ein US-amerikanisches Theaterprojekt, das durch künstlerische Aktivitäten die persönliche Entwicklung und Wiedereingliederung von Strafgefangenen fördert – mit erstaunlichen Ergebnissen: Während die Rückfallquote in den USA bei über 60 Prozent liegt, kehren weniger als 5 Prozent der RTA-Absolventen ins Gefängnis zurück.
2005 stieß der Regisseur Greg Kwedar auf dieses Programm und schnell war ihm das Potential dieser Geschichte bewusst. Doch einfach nur einen weiteren „Gefängnis-Film“ zu drehen, war ihm zu wenig, also beschloss er, den Cast mit ehemaligen Inhaftierten von SING SING zu besetzen. Diese wiesen zwar keine Erfahrung im TV- und Filmbereich auf, aber durch das RTA-Programm verfügten sie immerhin über Bühnenerfahrung. Ihnen zur Seite stellte Kwedar ein paar professionelle Schauspieler wie Colman Domingo. Wichtig war ihm dabei, dass diese das Bedürfnis, diese Geschichte zu erzählen, von Grund auf verstanden.
Vermutlich ist das dann auch der Grund, warum SING SING so gut funktioniert. Die Geschichte wirkt erstaunlich authentisch und hebt sich wohlwollend von allem ab, was wir aus Knast-Filmen sonst so kennen. Kwedar zeigt keine muskelbepackten und tätowierten Männer, die auf irgendwelchen Hantelbänken trainieren, sondern Menschen, die durch die Kunst des Schauspiels auf ihre ganz eigene Art und Weise zu sich selbst finden.
Besonders der Einsatz von echten Absolventen des RTA-Programms macht SING SING so besonders. Kwedar zeigt eindrucksvoll, dass solche Programme tatsächlich funktionieren können.
Sing Sing (USA 2024)
107 Minuten
Drama
Greg Kwedar
lint Bentley, Greg Kwedar, Clarence Maclin, John Divine G Whitfield
Pat Scola
Colman Domingo, Clarence „Divine Eye“ Maclin, Sean San José, Paul Raci, Sean „Dino“ Johnson, Jon-Adrian „Jj“ Velazquez
Weltkino Filmverleih GmbH