Julian Temple ist seit 40 Jahren der Meister des britischen Musikfilms. In „Shane“ verbeugt er sich vor Shane MacGowan: Rebell, Punk und Poet. Er war der Frontmann der legendären irischen Band „The Pogues“, ein begnadeter Songwriter und ein kompromissloser Selbstzerstörer. Ausgelöst durch Drogen- und Alkoholexzesse, ist Shane MacGowan inzwischen nur noch ein Schatten seiner selbst. Von Krankheiten gezeichnet, sitzt er – von der gnadenlosen Kamera brutal abgelichtet – als gebrochener, alter Mann im Rollstuhl, gerade mal 63 Jahre alt. Sogar das Artikulieren fällt ihm schwer: Er ist kaum zu verstehen.
Einer seiner Interviewpartner ist sein alter Freund Johnny Depp, der den Film mitproduziert hat. Temple blättert im aufregenden Leben des Punk-Helden: von seiner Jugend in Irland (obwohl er in England geboren wurde), und seinen Anfängen als Sänger. Seine besondere musikalische Leistung war die Verzahnung der irischen Folklore mit dem britischen Punk: „The Pogues“ waren einzigartig. Im Gespräch mit Gerry Adams, dem ehemaligen Chef der Partei Sinn Féin, kommt auch das Politische nicht zu kurz.
Spektakuläre Dokumentaraufnahmen zeigen einen Mann, der offenen Auges sein Leben zerstört hat. Nur die Musik und seine Songtexte waren ihm wichtig. Anlässlich seines 60. Geburtstags trafen sich alle seine Mitstreiter zu einem denkwürdigen Konzert: mit dabei Johnny Depp, Bono und Nick Cave. Dann wurde Shane MacGowan auf die Bühne gerollt – ein ergreifender Moment.
Man muss diese Musik mögen, dann ist „Shane“ ein besonderer Dokumentarfilm.
Crock of Gold: A Few Rounds With Shane MacGowan (Großbritannien 2020)
130 Minuten
Dokumentation
Julien Temple
Shane MacGowan, Victoria Mary Clarke, Johnny Depp, Gerry Adams, Bobby Gillespie
Neue Visionen Filmverleih GmbH