Sag nicht, wer Du bist

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Der junge Tom aus Montreal fährt aufs Land, um am Begräbnis seines verunglückten Lovers teilzunehmen. Als er beim einsamen Gehöft der Familie eintrifft, stellt er überrascht fest, dass ihn keiner erwartet. Die Mutter Agathe weiß noch nicht einmal, dass ihr Sohn schwul war. Und der ältere Bruder Francis macht ihm blitzschnell mit Nachdruck klar, dass das so bleiben muss. Überrumpelt gibt Tom nach – und lässt sich auf ein seltsames Katz-und-Maus-Spiel mit dem Heißsporn ein, das ihn von Tag zu Tag mehr in seinen Bann zieht…

Kritik

Der franko-kanadische Regisseur Xavier Dolan gilt bereits seit ein paar Jahren als Wunderkind der Filmbranche. Mit SAGT NICHT, WER DU BIST legt der gerade erst 24-jährige bereits seinen vierten Film vor. Es ist beinahe erschreckend, in welchen kurzen Abständen Dolan seine Filme in die Kinos bringt, ohne dabei auf Substanz oder Tiefgang zu verzichten. Es gelingt ihm überwiegend nur durch Andeutungen oder gar durch Weglassen, gewisse Stimmungen zu erzeugen, die den Zuschauer in seinen Bann ziehen. Das ist auch in SAG NICHT, WER DU BIST nicht anders.

Die Charaktere in diesem Film sind allesamt mehr oder weniger stark beschädigt. Tom, der von Xavier Dolan selbst gespielt wird und seinen Freund verloren hat, Agathe, die nicht weiss oder nicht wissen will, dass Ihr Sohn schwul war und der Bruder Francis, der Tom schnell klar macht, dass der informelle Status Quo unbedingt so bleiben muss. Durch die Machtspiele der beiden Männer entsteht eine seltsam bizarre Anziehungskraft zwischen den beiden, die den Zuschauer gleichermaßen verstört wie fasziniert.