Rot

Mit ROT schlägt Pixar das nächste Kapitel seiner wunderbaren Erzählungen auf. Doch leider nicht im Kino, sondern nur im Streaming bei Disney+. Dabei hätte dieser Film die große Leinwand so was von verdient…

Alle Pixar Filme sind groß, das wissen wir nicht erst seit Toy Story. Die vielen kleinen Spielereien, von denen man auch bei der 27. Sichtung noch neue entdeckt, sind wie gemacht für das Kino. In Disneys Augen jedoch hat sich die Situation an den Kinokassen – speziell für Kinder- und Jugendfilme – leider noch nicht so weit normalisiert, als das man sich einen Kinostart getraut hätte. Das ist verdammt schade, denn der Regisseurin Domee Shi ist hier tatsächlich ein kleines Meisterwerk gelungen.

Mei Lee ist dreizehn, etwas tollpatschig, aber dafür ziemlich selbstbewusst und immer hin- und hergerissen zwischen ihrer Rolle als pflichtbewusste Tochter und dem Chaos der Jugend. Ihre beschützende, und vielleicht auch ein wenig übermächtige Mutter ist stets an ihrer Seite, was speziell in ihrem Alter nicht immer von Vorteil ist. Und als ob die Veränderungen ihrer Interessen, Beziehungen und ihres Körpers nicht genug wären, verwandelt sich Mei Lee immer dann, wenn sie sich zu sehr aufregt, in einen riesigen roten Panda. Und das passiert bei Mei ziemlich häufig – um nicht zu sagen: IMMER!

Pixar hat sich schon öfter der Themenwelt der Gefühle angenommen und dafür wunderbare Metaphern gefunden, die gerade jungen Zuschauern diese sich ihnen neu eröffnende Welt zu erklären. Das hat ganz wunderbar funktioniert in „Alles steht Kopf“ und genauso auch hier in ROT. Domee Shi, die auch das Drehbuch geschrieben hat, beschreibt nahezu perfekt das Gefühlschaos eines jungen Mädchens, für das sich gerade die ganze Welt verändert.

Die Geschichte spielt im multikulturellen Toronto, in der Shi selbst aufgewachsen ist. Für sie war sehr schnell klar, dass ihr erster abendfüllender Film auch genau dort spielen muss. Schließlich ist Toronto viel zu selten im Kino zu sehen und wenn, dann muss die Stadt meist als New-York-Double herhalten.

Als wäre das alles nicht schon genug, erleben wir in ROT mit 4*Town tatsächlich die erste Pixar-Boyband. Denn natürlich schwärmt ein 13-jähriges Mädchen von einer ebensolchen. Das klingt vielleicht nach Klischee, aber davon ist ROT zum Glück meilenweit entfernt. Und für die eingängigen Songs haben sich die Macher echte Experten an Bord geholt: Billie Eilish und ihren Bruder Finneas O’Connell, der zudem einen der vier Bandmitglieder spricht.

Man könnte jetzt noch über unendlich viele weitere wunderbare Dinge in ROT sprechen, aber das beste ist doch tatsächlich, den Film einfach zu genießen. Auch wenn dabei ein wenig die Melancholie eines verpassten Kinostarts mitschwingt…

Interview

Ich hatte die Gelegenheit, mit der Drehbuchautorin und Regisseurin Domee Shi, sowie der Produzentin Lindsey Collins via Zoom über ihren Film ROT zu sprechen, der am 11. März 2022 bei Disney+ startet:

Trailer

ab6

Originaltitel

Turning Red (USA 2021)

Länge

100 Minuten

Genre

Animation

Regie

Domee Shi

Drehbuch

Domee Shi, Julia Cho, Sarah Streicher

Original-Stimmen

Rosalie Chiang, Sandra Oh, Ava Morse, Hyein Park, Maitreyi Ramakrishnan, Orion Lee, Wai Ching Ho, Tristan Allerick Chen, Finneas O'Connell

Deutsche Stimmen

Collien Ulmen-Fernandes, Christina Ann Zalamea, Tim Schäcker, Jessabelle Kiko

Verleih

Walt Disney Studios Motion Pictures Germany GmbH

Veröffentlichung

Streaming-Start bei Disney+ am 11. März 2022

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