Der dänische Regisseur Niels Arden Oplev („Verblendung“) hat mit ROSE die Geschichte seiner beiden Schwestern erzählt. Diese Tragikomödie verzaubert uns durch ihren ungekünstelten Charme – die Liebe zu den Personen ist in jeder Sekunden spürbar. Der Regisseur beschreibt in seinem nur leicht verfremdeten autobiografischen Film die Reise von Inger, Ellen und deren Mann Vagn im Herbst 1997. Ziel war Paris und dessen Sehenswürdigkeiten.
Doch von Beginn an ist alles etwas anders: Inger, genannt Rose (Sofie Gråbøl), leidet an Schizophrenie. Um ihrer Schwester etwas Gutes zu tun, überredet Ellen (Lene Maria Christensen) ihren frisch angetrauten Mann Vagn (Anders W. Berthelsen), diesen Trip zu dritt zu wagen. Der Hintergrund: Im Alter von 18 Jahren hatte Inger in Frankreich gearbeitet. Doch irgendetwas Schreckliches war damals passiert, denn bei ihrer Rückkehr nach Dänemark begann ihre psychische Erkrankung.
Es wird schwierig: Schon auf der langen Busreise eckt Inger mit allen Insassen an. Sie fällt sofort durch ihr merkwürdiges Verhalten auf. Viele Mitreisende kommen mit ihrer Unverblümtheit nicht klar – die Streitereien im engen Bus hören nicht auf. Man will ja tolerant sein – doch wie weit ist jeder zu gehen bereit?
Auch die anderen Insassen haben es nicht leicht. Eines der mitreisenden Paare steckt mitten in der Ehekrise – da passt es nur zu gut, dass sich Inger mit dem Sohn der Streithähne anfreundet. Im Pariser Hotel legt sich Inger kurzentschlossen in die Besucherritze zwischen Ellen und Vagn – so viel zum frischen Eheleben…
Natürlich wird das klassische Besuchsprogramm abgeklappert – doch eine entspannte Stimmung will nicht aufkommen. Am Ende besuchen Ellen und Inger in einem Pariser Appartement deren verflossene Liebe. Warum war es damals zum Bruch gekommen?
ROSE ist kein normaler „Paris“-Film. Gut – die Sehenswürdigkeiten kennen wir alle, auch wenn nicht jeder von uns schon mal in der französischen Metropole war. Doch im Mittelpunkt steht die rätselhafte Inger, grandios gespielt von Sofie Gråbøl, uns allen noch in guter Erinnerung mit ihrer ersten Hauptrolle in der dänischen Thriller-Komödie „Nightwatch – Nachtwache“ (1994).
Regisseur Niels Arden Oplev kommt nie in die Versuchung, seinen kleinen Film künstlich aufzumotzen. Hier bleibt alles in einem intimen Rahmen – getragen von tollen Schauspielern. Ein wichtiges, trauriges Thema, wenig Handlung – auch das kann funktionieren!
Rose (Dänemark 2022)
106 Minuten
Drama / Komödie
Niels Arden Oplev
Niels Arden Oplev
Sofie Gråbøl, Lene Maria Christensen, Anders W. Berthelsen, Søren Malling, Luca Reichardt, Ben Coker, Peter Gantzler, Christiane G. Koch, Karen-Lise Mynster, Illyès Salah, Jean-Pierre Lorit
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