Queer

02.01.2025

Um das Leben und Werk des homosexuellen US-Autors William S. Burroughs (1914-1997), einem der Hauptvertreter der sogenannten „Beat Generation“, haben Filmregisseure wegen des bizarren Surrealismus und der ungeschminkten Drogenverherrlichung bislang eher einen Bogen gemacht. Jetzt hat sich der italienische Regisseur Luca Guadagnino mit QUEER an Burroughs’ gleichnamigen halbautobiografischen Roman herangetraut.

Zu schräg ist für viele die besondere Welt der literarischen Texte von Burroughs. Einziges Kino-Beispiel neben diversen Dokumentarfilmen und einem Kurzfilm ist der Body-Horror-Spielfilm „Naked Lunch“ (1991) von David Cronenberg. Dieser Film war schon damals wegen seiner durchgeknallten visuellen Einfälle gewöhnungsbedürftig. Im Gegensatz dazu spürt man in QUEER eher die Ehrfurcht des Regisseurs vor dem Autor – vieles wirkt in meinen Augen allzu literarisch geprägt. Luca Guadagninos Mut muss man belohnen – doch da war mehr drin.

Der Film steht und fällt mit der sensationellen Besetzung der Hauptrolle des William Lee, dem Alter Ego Burroughs: Kein Geringerer als Ex-Bond Daniel Craig spielt mit all seiner schauspielerischen Erfahrung dieses schwule Monstrum – und dabei völlig ohne Hemmungen. Wow! So scheute er sich nicht, bei den zugegeben drastischen Sperma-Exzessen zwanglos mitzuwirken.

Zur Handlung: Zu Beginn der 1950er-Jahre muss das US-Amerikaner William Lee nach einer Drogenrazzia in New Orleans nach Mexiko-Stadt flüchten, um mit dem Geld seiner Familie hier sein Leben zu genießen und seine Drogensucht auszukosten. Meist im weißen Leinenanzug, mit Fedora und Brille mischt er sich in die Queer-Szene der Stadt und sitzt dabei ständig vor irgendwelchen Cantinas.

Eines Abends lernt er bei einem Hahnenkampf den Ex-Soldaten Eugene Allerton (Drew Starkey) kennen, in den er sich verliebt. Sie schlafen miteinander, doch Eugene lässt sich dafür bezahlen. Gemeinsam reisen sie nach Südamerika, um nach der geheimnisvollen Droge „Yage“ zu suchen einer Pflanze, die im Dschungel Ecuadors wächst. Dort treffen sie auf die US-amerikanische Botanikerin Dr. Cotter (Lesley Manville)…

Regisseur Luca Guadagnino macht gar kein Hehl daraus, dass er die Szenen in Mexiko und im Dschungel im Studio gedreht hatte – vor allem in der Cinecittà in Rom. Diese gewollte Künstlichkeit ist ständig zu spüren. An diesen Look muss man sich erst einmal gewöhnen. So bleibt QUEER am Ende der Versuch, ein ungewöhnliches Buch stilvoll zu verfilmen. Ich hätte mir ein bisschen mehr Surrealismus gewünscht.

Von QUEER existieren übrigens drei Schnittfassungen unterschiedlicher Länge: von jeweils 200, 150 und 137 Minuten. Bei uns kommt die kürzeste Fassung in die Kinos.

Trailer

ab16

Originaltitel

Queer (Italien / USA 2024)

Länge

137 Minuten

Genre

Drama / Romanze / Komödie

Regie

Luca Guadagnino

Drehbuch

Justin Kuritzkes, basierend auf dem Roman "Queer" von William S. Burroughs

Kamera / Director of Photography (DOP)

Sayombhu Mudkeeprom

Darsteller

Daniel Craig, Drew Strarkey, Jason Schwartzman, Henrique Zaga, Drew Droege, Andra Ursuta, Ariel Shulhman, Andres Duprat, Omar Apollo, David Lowery, Lisandro Alonso, Michael Borremans, Michael Kent, Colin Bates, Ronia Ava,

Verleih

MUBI

Filmwebsite

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