Auch spröde Avantgarde-Filme haben beim Filmfest Hamburg ihre Berechtigung. Das aktuelle Kino ist eben nicht nur Mainstream! So waren viele von uns dankbar, den Film PIAFFE der Deutsch-Israelin Ann Oren bewundern zu dürfen. Diese Erfahrung war mehr als ungewöhnlich!
Eva (Simone Bucio) arbeitet an der Kasse eines botanischen Museums, in dem cinematografische Kostbarkeiten aus den vergangenen Jahrzehnten vorgeführt werden. Täglicher Stammgast ist ein geheimnisvoller Biologe, der alle vorhandenen Filmschnipsel erforschen will.
Als ihre Transgender-Schwester Zara einen Nervenzusammenbruch erleidet, muss Eva für sie/ihn einspringen. Sie soll für den Werbespot eines neuen Medikaments als Geräuschemacherin den passenden Ton erzeugen. Im Clip sieht man eine Dressurreiterin, deren Pferd auf der Stelle tritt: Experten nennen diese spezielle Übung „Piaffe“.
Eva steigert sich in ihre ungewohnte Aufgabe so herein, bis ihr am unteren Teil des Rückens ein (echter) Pferdeschwanz wächst – was natürlich den mysteriösen Biologen restlos begeistert. So entwickelt sich eine alle Grenzen sprengende „amour fou“ – mit unsicherem Ausgang.
Klare Antworten darf man in PIAFFE nicht erwarten – die Symbolik ist dabei gelegentlich eine Spur zu aufdringlich. Doch wer das „andere Kino“ liebt, ist hier richtig. Der Film wirkt lange nach – die Irritationen lassen einen auch Tage nach dem Kinobesuch nicht zur Ruhe kommen. So muss ein Film sein!
Piaffe (Deutschland 2022)
86 Minuten
Drama / Thriller
Ann Oren
Ann Oren, Thais Guisasola
Simone Bucio, Sebastian Rudolph, Simon(e) Jaikiriuma Paetau, Bjørn Melhus, Lea Draeger, Josef Ostendorf, Hannah Müller, Ruth Rosenfeld, Catherine Mayer, Sarah Nevada Grether, Dini & Isi Komolka, Samuel Eschmann, Kristof Gerega, Daniel Matis, Nico Ehrenteit, Sophie Ruston
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