Niko ist Ende zwanzig und hat vor einiger Zeit seinem Studium ade gesagt. Seitdem lebt er in den Tag hinein, driftet schlaflos durch die Straßen seiner Stadt und wundert sich über die Menschen seiner Umgebung. Niko ist ein Flaneur und Zuhörer, dem die Menschen ihre Geschichten erzählen. Mit stiller Neugier beobachtet er sie bei der Bewältigung des täglichen Lebens. Bis zu diesem turbulenten Tag: Seine Freundin zieht einen Schlussstrich, sein Vater dreht ihm den Geldhahn zu und ein Psychologe attestiert ihm „emotionale Unausgeglichenheit“. Eine sonderbare Schönheit namens Julika konfrontiert ihn mit den Wunden der gemeinsamen Vergangenheit, sein neuer Nachbar schüttet ihm bei Schnaps und Buletten sein Herz aus und in der ganzen Stadt scheint es keinen „normalen“ Kaffee mehr zu geben.
Sollte Niko nach diesem Tag wirklich seine „Komfortzone“ verlassen und sein Leben ändern? Kriegt er am Ende vielleicht Julika? Und sogar die heißersehnte Tasse Kaffee?
Wieder einmal kommt aus deutschen Landen ein sehenswerter Film – Eine beeindruckende Beobachtung eines Menschen, der auch mit Ende zwanzig noch nicht in der Lage ist, sein Leben zu meistern, der sich treiben lässt und hofft, irgendwann seinen Weg zu finden. Tom Schilling zeigt in der Rolle des Niko, wie viel schauspielerisches Talent in ihm schlummert und auch der restliche Cast wie Friederike Kempter, Justus von Dohnányi, Frederick Lau oder Michael Gwisdek adeln diese hochwertige Produktion. Gerade Gwisdeks Auftritt gegen Ende des Films wirkt wie das bis dahin noch fehlende i-Tüpfelchen und gibt OH BOY die Ehre, die dieser Film verdient. Durch die wunderschön komponierten Schwarz-Weiß-Bilder bekommt der Film eine solche Wucht, dass man sich ihm als Zuschauer kaum entziehen kann.
Oh Boy (Deutschland 2012)
85 Minuten
Komödie / Drama
Jan Ole Gerster
Jan Ole Gerster
Tom Schilling, Marc Hosemann, Friederike Kempter, Justus von Dohnányi, Michael Gwisdek, Katharina Schüttler, Arnd Klawitter, Martin Brambach, Andreas Schröders, Ulrich Noethen, Frederick Lau
X Verleih AG