Für seine Rolle als Demenz-Kranker in „The Father“ erhielt Anthony Hopkins vor einem Jahr seinen zweiten Oscar. Die australische melodramatische Komödie NOCH EINMAL, JUNE von JJ Winlove ist so etwas wie der weibliche Gegenentwurf.
June (Noni Hazlehurst) weiß nicht, wo sie ist und wer sie besucht. Und auch den Gegenstand in der Hand des sie behandelnden Arztes kann sie nicht zuordnen. Die Demenz hat sie nach einem Schlaganfall fest im Griff. Doch nach fünf Jahren im Pflegeheim erwacht plötzlich ihr Bewusstsein. „Blöde Frage! Ein Kugelschreiber!“, blafft sie ihren Arzt an. Und auch ihre Kinder Ginny (Claudia Karvan) und Devon (Stephen Curry) erkennt sie sofort. Bei der ersten Gelegenheit türmt sie aus dem Heim und nistet sich bei ihrer Tochter ein, da ihr altes Haus inzwischen von einer fremden Familie bewohnt wird.
Was folgt, ist eine bizarre Odyssee, bei der June versucht, die Probleme ihrer Kinder in den Griff zu bekommen. Devon hat sich von seiner Frau, die June so sehr gemocht hat, getrennt und lebt mit einer sehr viel Jüngeren zusammen. Er ist nicht wie geplant Architekt geworden, sondern arbeitet in einem Copy-Shop. Ginny und ihr Mann haben sich auseinandergelebt und zudem Geldprobleme: Der Familienbetrieb, eine Tapetenmanufaktur, steht kurz vor dem Ruin. Außerdem erinnert sich June an ihre große Liebe und an eine geheimnisvolle Holztruhe.
Regisseur JJ Winlove schafft in seinem Spielfilmdebüt NOCH EINMAL, JUNE wunderbar die (bei diesem Thema) schwierige Balance zwischen Tragik und Komik. Von ihrem Arzt weiß June, dass der euphorische Zustand jederzeit wieder kippen kann. Und so hoffen wir mit der Hauptfigur, dass diese Phase noch möglichst lange anhält. Ein kleiner, sympathischer Film über ein großes Thema!
June Again (Australien 2020)
99 Minuten
Drama
JJ Winlove
JJ Winlove
Noni Hazlehurst, Claudia Karvan, Stephen Curry
Happy Entertainment (MT Trading UG)