Seine Premiere feierte NINJABABY Anfang des Jahres auf der Berlinale, jetzt ist der wunderbare Film aus Norwegen im Rahmen des Edinburgh International Film Festivals zu sehen.
Astronautin, Försterin, Comiczeichnerin – eigentlich hatte Rakel (Kristine Kujath Thorp) vollkommen andere Pläne für ihre Zukunft. Als sie mit ihren 23 Jahren jedoch viel zu spät herausfindet, dass sie schwanger ist, stellt das ihre Welt so ziemlich auf den Kopf. Der One-Night-Stand, bei dem das Kind offenbar entstanden ist, war wenig romantisch und der potentielle Vater (Arthur Berning) scheint eher weniger für diese Rolle geeignet. Und auch wenn ihr neuer Freund Mos (Nader Khademi) sich durchaus mit der Idee anfreunden kann, ist Rakel alles andere als bereit, eine Mutter zu werden. Da ein Schwangerschaftsabbruch nicht mehr in Frage kommt, stellt eine Adoption die einzige Möglichkeit dar. Dann taucht jedoch plötzlich das Ninjababy auf, eine animierte Figur, die sich anschickt, Rakels tägliches Leben zur Hölle zu machen. Es klettert aus ihrem Notizbuch und macht ihr immer wieder klar, was für eine schreckliche Person sie doch ist.
Die norwegische Regisseurin Yngvild Sve Flikke legt mit NINJABABY eine eindrucksvollen Film vor, der inmitten dieser schwierigen Situation immer den richten Ton findet. Mit ihrer Mischung aus tiefschwarzem Humor und verantwortungsvoller Ehrlichkeit gelingt es ihr, ihre Hauptfigur aus dem Dilemma zu führen. Dabei schreckt sie auch nicht vor solch absurden Bildern zurück, die zeigen, wie sich ein Fötus fühlen muss, wenn seine Wirtsperson Sex während der Schwangerschaft hat – oder zumindest wie wir uns womöglich alle eine solche Situation vorstellen.
Die Figuren in NINJABABY, allen voran die wunderbare Hauptdarstellerin Kristine Kujath Thorp, wissen allesamt zu überzeugen. Und gerade wenn man als Zuschauer glaubt, er würde in die typischen Klischees eine ungewollten Schwangerschaft abdriften, schlägt der Film elegant einen Haken. Und wnn die Geschichte dann ebenso unerwartet endet, dann ist eines klar: Das hier war tatsächlich ein kleines Meisterwerk!
Bei den Nordischen Filmtagen 2021 in Lübeck habe ich die norwegische Autorin und Regisseurin Yngvild Sve Flikke zum Interviews getroffen, deren Film NINJABABY beim Festival mit dem Preis der Jugendjury ausgezeichnet wurde. Wir sprachen darüber, wie schwer es war, nicht in die typischen Klischees zu verfallen und warum die Premiere beim Tromsø Film Festival so besonders war.
Bei den Nordischen Filmtagen 2022 in Lübeck hatte ich die Ehre, die wunderbare norwegische Schauspielerin Kristine Kujath Thorp zu interviewen. Wir sprachen über ihre Filme NINJABABY, SICK OF MYSELF und DEN STORE STILHED (The Great Silence), die alle in Lübeck zu sehen waren. Auf der diesjährigen Berlinale wurde Kristione Kujath Thorp übrigens als einer der European Shooting Stars ausgezeichnet.
Yngvild Sve Flikke, geb. 1974 in Trondheim, Norwegen, studierte Anthropologie und Medien. Sie arbeitete mehrere Jahre für das öffentlich-rechtliche TV in Norwegen und machte sich mit Dokumentarfilmen sowie Kinder- und Jugendserien einen Namen. 2015 legte sie mit „Kvinner i forstore Herreskjorte (Women in Oversized Men’s Shirts)“ (NFL 2015) ihr Spielfilmdebüt vor.
Kristine Kujath Thorp ist in Norwegen geboren. Die Schauspielerin lebt derzeit in Kopenhagen. Im Frühjahr 2021 spielte Kristine die Hauptrolle in dem preisgekrönten norwegischen Komödiendrama NINJABABY, für das sie den Amanda Preis als beste Schauspielerin gewann. NINJABABY gewann außerdem den SXSW FF Audience Award Global und den Preis für die beste Komödie bei den European Film Awards. Der Erfolg des Films sowohl in Norwegen als auch international brachte Kujath Thorp große Aufmerksamkeit ein. 2022 war sie bei den Nordischen Filmtagen gleich mit zwei Filmen vertreten: „Sick of Myself„, in dem sie eine junge Frau spielt, deren Sucht nach Aufmerksamkeit skurrile Formen annimmt, sowie „THE GREAT SILENCE“The Great Silence“ (Den Store Stilhed), in dem sie eine junge Nonne kurz vor dem Gelübde spielt, die von ihrer Vergangenheit in Form ihres Bruders eingeholt wird. Bei der Berlinale 2023 wurde Kristine Kujath Thorp zudem als europäischer Shootingstar ausgezeichnet.
Ninjababy (Norwegen 2021)
103 Minuten
Drama
Yngvild Sve Flikke
Johan Fasting, Yngvild Sve Flikke, Inga Sætre
Kristine Thorp, Arthur Berning, Nader Khademi
Plaion Pictures GmbH
Der Film erscheint am 23.02.2023 auf DVD