Mutter

29.09.2022

Eine persönliche Bemerkung vorweg: MUTTER von Carolin Schmitz ist eine gewöhnungsbedürftige hybride Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm – einer Gattung, die selten funktioniert. Leider auch hier nicht! Die Regisseurin hatte acht Frauen im Alter zwischen 30 und 75 Jahren interviewt und sich deren Geschichten über das Phänomen „Mutterschaft“ angehört. Statt diese authentischen Gespräche auf die Leinwand zu bringen, kam sie auf die abwegige Idee, die acht Einzelschicksale von einer einzigen (!) Schauspielerin verkörpern zu lassen: Anke Engelke.

Das Ergebnis ist mehr als unbefriedigend: Mit unterschiedlichen Perücken und Haarfarben spielt Anke Engelke – erfreulicherweise gegen ihr Image als TV-Komödiantin – diese so unterschiedlichen Personen, ohne dass wir einen Zugang zu diesen Figuren bekommen. Der Ton ist zwar immer original – da hören wir sächsisch, bayerisch, fränkisch, schwäbisch und westfälisch -, doch die Person, die wir erleben, sieht aus wie der bekannte TV-Star. Der gewünschte Brechtsche Verfremdungseffekt stellt sich nie ein, das wirkt alles sehr künstlich und entsetzlich aufdringlich. Wir erleben ein Schicksal nach dem anderen – doch Hand aufs Herz: Mich hat keines dieser Frauen-Leben interessiert. Eine Empathie will sich hier einfach nicht einstellen. (Eine zweite persönliche Bemerkung: Ich musste mich bei den 88 Minuten ständig dabei ertappen, auf die Uhr zu schauen. Ein schlechtes Zeichen!)

Anke Engelke war dieses Projekt offenbar ein Herzenswunsch – mit viel Engagement lernte sie die Monologe der acht Frauen auswendig, um sie lippensynchron zu präsentieren. Doch das Ergebnis ist nicht mehr als heiße Luft. Das ist alles sehr bitter!

Trailer

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Originaltitel

Mutter (Deutschland 2022)

Länge

88 Minuten

Genre

Dokumentation / Drama

Regie

Carolin Schmitz

Drehbuch

Carolin Schmitz

Darsteller

Anke Engelke

Original-Stimmen

Helga Michels, Erika Nagel, Heike Thelen, Barbara Niklaus, Johanna Hamma, Marianne Tigges, Nicole Kalteier

Weitere Neustarts am 29.09.2022