Fünf Jahre nach der fotorealistischen Neuinterpretation begeben wir uns mit MUFASA: DER KÖNIG DER LÖWEN erneut in die Steppe, wo uns Regisseur Barry Jenkins die Vorgeschichte erzählt…
Eltern zu sein ist mitunter verdammt anstrengend. Und so überlassen Simba (OV: Donald Glover) und Nala (OV: Beyoncé Knowles-Carter) ihren Nachwuchs Kiara (Blue Ivy Knowles-Carter) kurzerhand und für kurze Zeit den königlichen Aufpassern Timon und Pumba (OV: Billy Eichner und Seth Rogan). Der Pavian Rafiki (OV: John Kani) nutzt die Gelegenheit, um der jungen Löwin die Geschichte ihres Großvaters Mufasa (OV: Aaron Pierre) zu erzählen.
Rückblende: Durch eine Springflut wird der junge Mufasa (OV: Braelyn Rankins) von seinen Eltern getrennt und weit fortgespült. Doch dann taucht am Ufer plötzlich der gleichaltrige Taka (OV: Theo Somolu, später Kelvin Harrison Jr., deutsche Fassung: Bryan Abubakari, später Wincent Weiss) und rettet ihn. Trotz der Skepsis seines Vaters, der keine Außenseiter duldet, wird Mufasa in die Familie aufgenommen. Als das Rudel ein paar Jahre später von einer Gruppe mächtiger weißer Löwen angegriffen wird, gelingt Mufasa und Taka die Flucht. Doch der Anführer Kiros (OV: Mads Mikkelsen) schwört Rache und nimmt die Verfolgung auf. Auf ihrem anstrengenden Weg treffen Mufasa und Taka auf die junge Löwin Sarabi (OV Tiffany Boone) und ihren gefiederten Freund Zazu (OV: Preston Nyman). Ihre neue Bekannschaft droht einen Keil zwischen die beiden Freunde zu treiben…
Als 2019 die Neuverfilmung des Animationsklassikers „Der König der Löwen“ in den Kinos gestartet war, kam natürlich die Frage auf, warum man einem der besten Animationsfilme überhaupt ein Remake verpassen musste. Es war wohl eine Mischung aus „jetzt haben wir endlich die Technik“ und „das Geld nehmen wir natürlich auch gerne mit“. Das Ergebnis war dann eher durchwachsen. Zwar sahen die Animationen sensationell aus, dennoch wirkten die Bilder irgendwie seelenlos. Das lag vor allem daran, dass die Mimik der Tiere noch nicht wirklich perfekt war.
Fünf Jahre später sieht das Ganze schon anders aus. Die Tricktechniker haben ganz Arbeit geleistet und sich offenbar intensiv mit den Gesichtern der Tiere beschäftigt. MUFASA: DER KÖNIG DER LÖWEN zieht seine Zuschauer deutlich mehr in den Bann als sein Vorgänger. Das ist zwar kein erneuter Meilenstein der Tricktechnik, aber immerhin eine Detailverbesserung, die am Ende viel ausmacht.
Schade ist jedoch, dass diese „Origin“-Geschichte in der Summe am Ende doch recht wenig hergibt. Wenn man schon die Story erzählen möchte, wie aus Mufasa der König der Löwen und aus Taka der bösartige Scar wird, dann gehört dazu schon ein wenig mehr als eine Fluchtgeschichte und ein paar kleine Eifersüchteleien. Dass man der Geschichte aber trotzdem gerne folgt, ist dem Regisseur Barry Jenkins zu verdanken, der mit seinen Filmen „Moonlight“ und „If Beale Street Could Talk“ gezeigt hat, dass er komplexe Charaktere und tiefgründige Geschichten auf die Leinwand bringen kann.
Im Anschluss an die Pressevorführung kamen vereinzelt Stimmen auf, die dem Film eine gewisse Form von Rassismus aufzwingen wollten, schließlich sind es ausgerechnet weiße Löwen, die das Rudel angreifen und Mufasa und Taka verfolgen. Für meine Begriffe ist das jedoch ein wenig zu weit hergeholt – vor allem wenn man weiß, dass Barry Jenkins auf dem Regiestuhl saß, der sich in seinen Filmen immer gegen Rassismus ausgesprochen. Ich hatte immer mal wieder meine Probleme, die einzelnen Löwen-Figuren auseinanderzuhalten, gerade in hektischen Szenen. Dass die Bösen sich farblich von den Helden abhoben, hat mir bei der Sichtung durchaus geholfen – ohne dabei auch nur ein einziges Mal an Rassismus zu denken.
MUFASA: DER KÖNIG DER LÖWEN ist ein eindrucksvoller Film mit überragender Animation, dem lediglich ein etwas stärkere Geschichte gut getan hätte.
Mufasa: The Lion King (USA 2024)
119 Minuten
Abenteuer / Animation / Familie
Barry Jenkins
Jeff Nathanson
James Laxton
Aaron Pierre, Kelvin Harrison Jr., John Kani, Kagiso Lediga, Tiffany Boone, Preston Nyman, Mads Mikkelsen, Thandiwe Newton, Lennie James, Anika Noni Rose, Keith David, Seth Rogen, Billy Eichner, Donald Glover, Beyoncé Knowles-Carter, Blue Ivy Carter, Braelyn Rankins, Theo Somolu, Folake Olowofoyeku, Joanna Jones, Thuso Mbedu, Sheila Atim, Abdul Salis
Wincent Weiss, Bryan Abubakari, Paul Fischer
Walt Disney Studios Motion Pictures Germany GmbH