Mit der Faust in die Welt schlagen

03.04.2025

In ihrem Film MIT DER FAUST IN DIE WELT SCHLAGEN beschäftigt sich die Regisseurin Konstanze Klaue mit der Perspektivlosigkeit in Ostdeutschland und bricht die Stimmung der Einwohner auf zwei Kinder herunter…

Um die Jahrtausendwende in Ostdeutschland: Hier wachsen die Brüder Philipp (7, Anton Franke) und Tobi (9, Camille Moltzen) auf. Anfangs scheint alles in Ordnung zu sein, die Eltern bauen ein altes Haus aus und kümmern sich liebevoll um die beiden. Doch als der hagere Uwe (Meinhard Neumann) auf der Baustelle erscheint, dieser den Kindern nicht geheuer. Unfreiwillig bekommen sie einen ersten Einblick, was es bedeutet, in der ostdeutschen Provinz aufzuwachsen.

Dann ist Uwe plötzlich tot. Zu viel Alkohol, sagt man, keine Arbeit und eine DDR-Vergangenheit, die die Situation nicht besser macht. Der Beginn vom Absturz. Kaum ist das Haus einigermaßen bezugsfertig, verliert der Vater (Christian Näthe) seinen Job, während die Mutter (Anja Schneider) versucht, alles noch irgendwie zusammenzuhalten. Mittendrin Tobi und Philipp, die alleingelassen immer mehr die Orientierung verlieren. In all der Trostlosigkeit merken weder die Eltern noch die Lehrer, dass in den Köpfen der Kinder immer mehr rechtes Gedankengut Einzug findet.

Als sich die Eltern trennen, spitzt sich die Lage für die Kinder immer weiter zu. Nach Jahren des Zerfalls soll die alte Schule zum Flüchtlingsheim umfunktioniert werden. Während Philipp (jetzt: Sammy Scheuritzel) sich längst aus dem Dorf verabschiedet hat, interessiert ihn das herzlich wenig, doch Tobi (jetzt: Tilman Döbler) sagt den scheinbar bedrohlichen Veränderungen den Kampf an…

Warum im Osten Deutschlands so viele Menschen den rechten Parolen verfallen, ist auch 35 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch ein großes Rätsel. Mit ihrem Film MIT DER FAUST IN DIE WELT SCHLAGEN versucht die Regisseurin, die das Drehbuch basierend auf dem Roman von Lukas Ritzschel verfasst hat, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Das gelingt ihr auch recht kraftvoll, obwohl sie auf große Ereignisse komplett verzichtet. Dadurch zeigt sie aber auch, dass es sich meist um einen schleichenden Prozess handelt, den man oftmals erst bemerkt, wenn es längst zu spät ist.

Irgendwann gibt es einen Zeitsprung von zehn Jahren, direkt in die Zeit von Angela Merkels „Wir schaffen das“. Erst hier wird ersichtlich, was die jahrelange Vernachlässigung der Kinder bewirkt hat. Doch leider führt Constanze Klaue die einzelnen Fäden hier nur lauwarm zusammen, der große Knall bleibt aus. Ich hätte mir an dieser Stelle etwas mehr Enthusiasmus gewünscht. Für mich blieb daher nach der Sichtung des Films auf der Berlinale lange unklar, was Klaue mir mit ihrem Film überhaupt sagen möchte. Die Erkenntnis kam mir erst viel später, zusammen mit dem Eindruck, dass der Film seine Handbremse gerne ein wenig mehr hätte lockern können.

Am Ende bildet MIT DER FAUST IN DIE WELT SCHLAGEN die Trostlosigkeit der Jugend zwar glaubwürdig ab, macht dann aber für meine Begriffe zu wenig daraus.

Trailer

Im Rahmen der Berichterstattung
ab12

Originaltitel

Mit der Faust in die Welt schlagen (Deutschland 2024)

Länge

111 Minuten

Genre

Drama

Regie

Constanze Klaue

Drehbuch

Constanze Klaue

Kamera / Director of Photography (DOP)

Florian Brückner

Darsteller

Anton Franke, Camille Moltzen, Anja Schneider, Christian Näthe, Steffi Kühnert, Meinhard Neumann, Johannes Scheidweiler, Tilman Döbler, Sammy Scheuritzel, Moritz Hoyer, Jannis Veihelmann, Noah Dymke

Verleih

Across Nations Filmverleih

Filmwebsite

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