Micha denkt groß

22.08.2024

Was kommt heraus, wenn Impro-Comedy-Meister Jan Georg Schütte, Mittagsstunde-Regisseur Lars Jessen und Schauspiel-Ikone Charlie Hübner etwas gemeinsam aushecken? Natürlich ein großartiger Film: MICHA DENKT GROSS…

Als der Selfmade-Unternehmer Micha (Charlie Hübner) aus der Großstadt in sein Dorf Klein-Schappleben zurückkehrt, hat er große Pläne. Aus dem ehemaligen Hotel seiner Eltern will der Game-Designer ein Luxus-Resort für stressgeplagte Großstädter machen. Die zerstrittene Dorfgemeinschaft, allen voran der von Existenzängsten geplagte Bauer Hermann (Peter Kurth) hält davon leider herzlich wenig, doch das ist nicht Michas einziges Problem: Die anhaltende Hitze, versiegendes Grundwasser und die Schwurbeleien des ehemaligen Deutschlehrers Bernd Schlüter (Jan Georg Schütte) tun ihr Übriges. Jetzt müssen die Bewohner von Klein-Schappleben erst einmal lernen, dass sich ihre Zukunft nur gemeinsam gestalten lässt…

Nach gerade einmal sechs Drehtagen war alles im Kasten. Eigentlich unvorstellbar für einen 92-minütigen Film, aber Lars Jessen („Mittagsstunde„) und Jan Georg Schütte („Kranitz – Bei Trennung Geld zurück“) haben das Unmögliche möglich gemacht. Herausgekommen ist eine durch und durch gelungene Improvisations-Comedy mit einem famos aufspielenden Charlie Hübner in der Hauptrolle, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat.

„Im Prinzip haben wir ein komplettes Drehbuch mit allen Dialogen geschrieben. Wir haben es den Darstellern nur nicht erzählt“, so Jessen bei der Premiere des Films beim Filmfest München. Mir stellt sich dabei unweigerlich die Frage, warum man sich überhaupt für eine solche Herangehensweise entscheidet. „Oftmals ist es so, dass man mit Impro eine größere Lebendigkeit hinkriegt. Manchmal ist das vielleicht ein bisschen unsauber, aber gerade das macht es auch etwas menschlicher“, wie mir Jan Georg Schütte in unserem Interview (s. u.) verraten hat. Und ja, dem muss ich tatsächlich zustimmen. MICHA DENKT GROSS strahlt – trotz der vielen Konflikte – eine starke Herzlichkeit aus. Das liegt in erster Linie an Charlie Hübner, der seine Figur mit ganz viel Menschlichkeit ausstattet.

Fast nebenbei erzählt der Film aber auch von einem riesigen Problem: Seit 2000 gehen in Deutschland jährlich 2,5 Billionen Liter Wasser verloren, was in etwa der Wassermenge des Bodensees entspricht. Damit ist Deutschland eine der Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit. Der Grund dafür ist die Klimaerwärmung, denn bei jedem Grad mehr sind 7 Prozent mehr Wasser in der Luft gelöst. Jessen und Schütte gelingt es, dies zu thematisieren, ohne dabei belehrend zu wirken oder gar der Besserwisserei zu verfallen.

Eigentlich ist MICHA DENKT GROSS eine Produktion der ARD Degeto und wird in naher Zukunft auch im Ersten ausgestrahlt. Dank des Pandora Filmverleihs kommt der Film aber jetzt auch auf die große Leinwand. Warum sollte man also jetzt ins Kino gehen und nicht auf die Ausstrahlung warten? Darauf hat Lars Jessen eine wunderbare Antwort: „Natürlich das gemeinschaftliche Erlebnis, die große Leinwand, das stärkt noch mal das Gemeinschaftsgefühl. Und wir stellen mit dem Film ja auch eine symbolische Kiste Bier auf den Tisch und sagen ‚Lass‘ mal reden‘. Wir verstehen das als Einladung miteinander ins Gespräch zu kommen. Und das geht nun mal schlecht alleine auf dem Sofa.“ Besser kann man es eigentlich nicht zusammenfassen. Also: ab ins Kino.

Interview

Im Rahmen der Kinotour standen mir die Autoren und Regisseure Lars Jessen und Jan Georg Schütte im Hamburger Abaton Kino Rede und Antwort.

Trailer

Im Rahmen der Berichterstattung
ab12

Originaltitel

Micha denkt groß (Deutschland 2024)

Länge

92 Minuten

Genre

Komödie

Regie

Lars Jessen / Jan Georg Schütte

Drehbuch

Lars Jessen, Christian Riedel, Jan Georg Schütte, Charly Hübner

Darsteller

Jördis Triebel, Peter Kurth, Ulrich Brandhoff, Natalia Rudziewicz, Annett Sawallisch, Bärbel Schwarz, Jan Georg Schütte

Verleih

Pandora Film GmbH & Co. Verleih KG

Filmwebsite

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