Mein Weg

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Der australische Regisseur Bill Bennett sagte sich: „Was Hape Kerkeling kann, kann ich schon lange.“ Spaß beiseite: Ich glaube kaum, das Bennett von der Existenz des deutschen Entertainers weiß. Doch MEIN WEG – 780 KILOMETER ZU MIR erzählt die gleiche Geschichte wie Kerkeling in seinem Bestseller: die Wanderung auf dem Jakobsweg als spirituelle Selbstfindung.

Bei einem Spanienurlaub trifft der Australier auf eine Gruppe Pilger, die ihm diese Fernwanderung als meditatives Erlebnis schmackhaft machen. Zurück in der Heimat will er seine Frau überreden, ihm diese Strapaze zu erlauben – trotz seines Alters. Er kann sich durchsetzen, doch kurz vor dem Start verletzt er sich bei einem Sturz: Sein Kniegelenk ist lädiert. Das grenzt zwar an Wahnsinn – aber trotzig und stur wie er ist, besteigt er den Flieger nach Südwestfrankreich.

Über diese Erfahrung schreibt Bennett in seinem Buch „The Way, My Way“, das in Australien ein riesiger Erfolg wird. Daraus entstand ein Drehbuch, das er jetzt als MEIN WEG – 780 KILOMETER ZU MIR verfilmt hat. Nur schade, dass er sich nicht selbst in der Hauptrolle besetzt hatte. Sp schlüpft der australische Altstar Chris Haywood in die Rolle des Bill. Immerhin: Bills Ehefrau Jennifer Cluff spielt sich selbst. (Übrigens: Auch in der deutschen Verfilmung übernahm ein anderer Hape Kerkelings Rolle: Devid Striesow.)

So sehen wir einen alten, gebrechlichen Mann am Flughafen von Biarritz ankommen, wo er auf seine Mitpilger Balasz, Laszlo und Rosa trifft, die mit ihm das Taxi nach St.-Jean-Pied-de-Port teilen, dem berühmten Startort, wo jedem Wanderer feierlich seine Stempelkarte überreicht wird. Bill hatte seiner Frau zwar versprochen, am ersten Tag nur acht Kilomater zu gehen – aber „who cares“: Australien ist weit weg!

Bald ist Bill allein – sein Tempo ist für die anderen zu langsam. Mit schmerzverzerrtem Gesicht quält er sich über die Pyrenäen, doch aufgeben ist keine Option. Zu dumm, dass er bei einem Sturz ausgerechnet auf das kaputte Knie fällt. Am Etappenort wird ihm nahegelegt, eine mehrtägige Zwangspause einzuschieben, bevor er sich endgültig entscheidet: aufhören oder weitergehen?

Wir ahnen es: Bill triff im Laufe der Wochen immer wieder auf seine einstigen Mitwanderer und findet neue Freunde. Am Ziel sieht er dann endlich die Kathedrale von Santiago de Compostela. Und wer wartet dort auf ihn? Gähn…

MEIN WEG – 780 KILOMETER ZU MIR ist routiniert inszeniert, bietet aber kaum Überraschungen. Dieser Kinobesuch ersetzt kein spirituelles Erlebnis. Wandern muss man schon selbst!