MaXXXine

04.07.2024

Nach „X“ und „Pearl“ bildet MAXXXINE den dritten Teil der Horrorfilmreihe von Ti West (möglicherweise) den Abschluss einer genialen Meta-Serie über das Horrorfilm-Genre. West ist es hier gelungen, dass scheinbar ausgelutschte Thema auf eine neue Ebene zu heben. Der erste Teil X erzählt in extrem brutaler Manier, wie ein 1979 ein Team von jungen Filmbegeisterten auf einer abgelegenen Farm sieben Jahren nach der US-Legalisierung einen Pornofilm drehen will. Dummerweise hatte das alte Farmer-Ehepaar etwas dagegen und schlachtete ein Teammitglied nach dem anderen ab – auch ein gefräßiger Alligator im nahegelegenen Teich durfte zubeißen. Nach diesem Splatterbeginn erzählt der zweite Teil PEARL wie aus einer Farmersfrau eine Mörderin wurde. Mia Goth spielt in X sowohl eine der Pornodarstellerinnen und gleichzeitig (kaum zu erkennen) die alte Farmersfrau. PEARL, gedreht wie die Horror-Paraphrase eines US-Südstaaten-Melodrams à la VOM WINDE VERWEHT zeigt uns die Jugendjahre von Pearl, wiederum gespielt von Mia Goth.

In X hatte nur eine Frau überlebt, Maxine (Mia Goth). In MAXXXINE erleben wir sie 1985, also sechs Jahre nach dem Massaker, als ziemlich erfolglose Pornodarstellerin in Los Angeles. Um aus ihrem tristen Dasein in der Stadt der Engel herauszukommen, bewirbt sie sich bei der Regisseurin Elizabeth Binder (Elizabeth Debicki) für die Hauptrolle in dem Horrorfilm THE PURITAN II – und bekommt erstaunlicherweise den Job. Doch die Vergangenheit lässt Maxine nicht los. Sie wird nämlich von einem Privatdetektiv (Kevin Bacon) verfolgt, der von einem mächtigen, unbekannten Auftraggeber auf sie angesetzt wurde. Maxine erhält eine obskure VHS-Kassette über die polizeilichen Ermittlungen von 1979. Das lenkt sie von den Dreharbeiten so ab, dass Regisseurin Binder langsam nervös wird.

Parallel sorgt ein Serienkiller in Los Angeles für Angst und Schrecken. Der von den Medien auf den Spitznamen „Night Stalker“ getaufte Mörder tötet reihenweise junge Starlets und verstümmelt sie. Die LAPD-Beamten (Michelle Monaghan und Bobby Carnavale) tappen im Dunkeln und verdächtigen sogar – wegen deren Vorlebens – Maxine. Guter Rat ist teuer, wie kommt Maxine aus der Nummer wieder raus?

Ti West schafft es auch diesmal 100 Jahre Filmgeschichte geschickt zu reflektieren. Nach dem Splatter-Genre in Teil 1 und dem Melodram in Teil 2, ist es hier offensichtlich das Muster des Serienkiller Genres. Wer denkt da nicht an Brian de Palma und Jonathan Demme („Das Schweigen der Lämmer“)? Filmische Bezüge zu diesen beiden Meisterregisseuren sind unübersehbar. Als der in weiß gekleidete Privatdetektiv nach einer Schlägerei mit einem Pflaster auf dem Nasenrücken auftaucht, denkt natürlich jeder Cineast an Roman Polanskis „Chinatown“. Und hier übertreibt Ti West für mein Gefühl zu sehr – manche filmischen Zitate sind zu überdeutlich. Der Look des gesamten Films ist mit seinen Splitscreen-Episoden eng an den Hollywoodfilm der 1980er Jahre angelehnt. Wie ein Stempel ist das berühmte Hollywoodzeichen ist ständig im Blick des Zuschauers. Schade, dass Ti West für den Serienkiller, der am Schluss doch noch auftaucht, keinen berühmten Hollywoodstar besetzen konnte. Aber immerhin wird kein Zuschauer das Ende des Privatdetektivs vergessen.

Wir können Regisseur Ti West nicht genügend dafür danken, mit diesem Meta-Experiment die Filmgeschichte auf eine neue Ebene gehoben zu haben. Und Mia Goth, die auch als Produzentin mitwirkte, ist in allen drei Filmen eine filmische Offenbarung. Leider hat aus meiner Sicht der Regisseur die Bezugsebenen zu sehr überzogen – manche filmischen Zitate übertrieben, deswegen ist wohl PEARL, der beste der drei Teile.

Trailer

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FSK noch unbekannt

Originaltitel

MaXXXine (USA 2024)

Länge

105 Minuten

Genre

Horror

Regie

Ti West

Drehbuch

Ti West

Darsteller

Mia Goth, Elizabeth Debicki, Moses Sumney, Giancarlo Esposito, Lily Collins, Halsey, Kevin Bacon, Michelle Monaghan, Bobby Cannavale

Verleih

Universal Pictures International Germany GmbH

Filmwebsite

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