18 Jahre lang war er wie vom Erdboden verschwunden: Thomas Anderson alias Neo (natürlich wieder gespielt von Keanu Reeves). Im dritten Teil „Matrix Revolutions“ (2003) schien es, als hätte er sich – wie einst Jesus – für die Menschheit geopfert. Doch in MATRIX RESURRECTIONS von Lana Wachowski sitzt er wieder an seinen Computern und entwirft neue Videospiele. Aber die engagierten Hacker Bugs (Jessica Henwick) und der (verjüngte) Morpheus (Yahya Abdul-Matee II) spüren, dass im Parallel-Universum von „Matrix“ irgendetwas nicht stimmt. Zunächst finden sie kein Zugang zu dem verschlossenen Thomas, der ständig Zoff mit seinem Chef (Jonathan Groff) hat und Pflichttermine bei seinem Psychiater (Neil Patrick Harris) absolvieren muss. Er denkt nur an seine große Liebe Trinity (Carrie-Anne Moss), die plötzlich mit Mann und zwei Kindern in einem Coffee-Shop auftaucht und ihn nicht wieder erkennt.
Man muss sich in den ersten drei Teilen (1999, 2003, 2003) der Wachowskis gut auskennen, um jetzt die Zusammenhänge im vierten Teil richtig einzuordnen. „Matrix“ hatte 1999 die Kinowelt revolutioniert: Diese Verzahnung von Gegenwelten war eine visuelle Achterbahnfahrt, die wohl uns alle fasziniert hatte: extreme Zeitlupe, (scheinbar schwerelose) Ballett-Einlagen, fliegende Helden und ein Mann, der abgefeuerte Kugeln anfangen konnte. Als das Internet Einzug in unsere Welt erhielt, was DAS der Film der Stunde. Nur leider erfüllten die Teile zwei und drei nicht die Erwartungen. Da war vieles unausgegoren – mit einem pathetischen Finale!
Ohne ihre Schwester Lilly hat sich Lana Wachowski jetzt an eine Fortsetzung getraut. Gedreht im Berliner Studio Babelsberg und in San Francisco hatte sie versucht, den Geist von einst wieder auf die Leinwand zu zaubern. Keanu Reeves – hager und mit Vollbart – wirkt wie eine Inkarnation von „John Wick“. Eine eindrucksvolle Charakterstudie. Doch es fehlt so viel. Carrie-Anne Moss spielt nur eine kleine Rolle und Laurence Fishburne als Morpheus wurde von einem jungen Schauspieler ersetzt. Das eigentliche Manko: Den charismatischen Gegenspieler von Neo spielt leider nicht mehr der Australier Hugo Weaving, der damals alle drei Teile überstrahlt hatte. Seinen Part als Smith hat der eher unscheinbare Jonathan Groff übernommen.
Manchmal fühlt man sich als Zuschauer im Matrix-Universum überfordert. Wo spielt welche Szene? In welcher Welt befinden wir uns gerade? Ich muss gestehen, in den rund 150 Minuten habe ich gelegentlich nur den Kopf geschüttelt. Und das kitschige Ende über den Dächern von San Francisco ist mehr als grenzwertig. Schade, dass die visuellen Überraschungen eher die Ausnahme bilden – es wird doch sehr viel geballert. Aber „Matrix“-Fans werden den Film lieben.
Matrix Resurrections (USA 2021)
Matrix Resurrections
Science-Fiction / Action
Lana Wachowski
Lana Wachowski, David Mitchell, Aleksandar Hemon
Keanu Reeves, Carrie-Anne Moss, Yahya Abdul-Mateen II, Jessica Henwick, Jonathan Groff , Neil Patrick Harris, Priyanka Chopra Jonas, Max Riemelt, Jada Pinkett Smith
Warner Bros. Entertainment GmbH