Die Geschichte Italiens quer durch ein Jahrhundert zu bebildern, hat ein Regisseur vor Jahren genial gemeistert: „Novecento“ („1900“) von Bernardo Bertolucci ist ein Geniestreich des epischen Kinos. Der italienische Regisseur Pietro Marcello hatte den Ehrgeiz, diesen Erfolg zu wiederholen. Leider wählte er als Vorlage den US-amerikanischen Roman „Martin Eden“ von Jack London. Dieses ureigene amerikanische Thema auf die italienische Geschichte zu übertragen, konnte nicht funktionieren. Deshalb ist MARTIN EDEN eine Enttäuschung.
Der Matrose Martin Eden (Luca Marinelli) verliebt sich in die großbürgerliche Elena Orsini (Jessica Cressy). Er will mit seiner (fehlenden) Bildung angeben und behauptet, Schriftsteller werden zu wollen. Elena und ihre arrogante Familie sind skeptisch: Wie will ein Proletarier ins Großbürgertum aufsteigen? Martins Freund aus dem Arbeitermilieu kann ihm nicht helfen – der Rest ist Tristesse…
Das hätte ein wunderbarer Film über das linke Italien zu Anfang des 20. Jahrhunderts werden können. Doch Regisseur Pietro Marcello verschenkt alles. Auch der Schauspielerpreis für Luca Marinelli bei den Filmfestspielen von Venedig von 2020 hilft nicht viel. MARTIN EDEN ist leider kein überzeugender Film. Schade!
Martin Eden (Italien / Deutschland / Frankreich 2019)
129 Minuten
Drama
Pietro Marcello
Maurizio Braucci, Pietro Marcello
Luca Marinelli, Jessica Cressy, Denise Sardisco, Vincenzo Nemolato, Carmen Pommella, Elisabetta Volagoi, Marco Leonardi, Autilia Ranieri, Pietro Raguso, Carlo Cecchi
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