MANTA MANTA: ZWOTER TEIL ist laut eigener Aussage auf dem Filmplakat „der Film, auf den die Nation 30 Jahre gewartet hat“. Dabei schwimmt die neueste Regiearbeit von Til Schweiger kräftig auf der aktuellen Retrowelle mit. Aber kann er den Kahn auch in einen sicheren Hafen lotsen?
Nachdem Bertie Katzbach (Til Schweiger) seine Rennfahrerkarriere an den Nagel gehängt hat, betreibt er eine Autowerkstatt samt angeschlossener Kart-Bahn. Doch da die Geschäfte mehr schlecht als recht laufen, ist guter Rat teuer – schließlich steht die Butze bereits mit drei Monatsmieten in der Kreide. Der Sieg beim Classic-Cars-Rennen am Bilster Berg könnte da die Lösung für all die finanziellen Probleme sein. Als dann jedoch seine Ex-Frau Uschi (Tina Ruland) auftaucht und ihn bittet, den gemeinsamen Sohn Daniel (Tim Oliver Schultz) wieder auf die rechte Bahn zu bringen, ist das Chaos perfekt…
Der Zeitpunkt für MANTA MANTA: ZWOTER TEIL hätte eigentlich kaum besser kommen können. Offenbar sehnt sich das Kinopublikum nach alten Zeiten zurück, was man allein schon an dem massiven Erfolg von „Top Gun: Maverick“ sehen kann. Aber leider hat der Herr Schweiger nicht wirklich erkannt, worauf es bei diesem Retro-Revival ankommt. Der Tom-Cruise-Film ist nicht deshalb so erfolgreich, weil er uns für knapp zwei Stunden die alte Zeit zurückbringt, sondern weil er sie behutsam an die aktuellen Begebenheiten anpasst. Schweiger setzt hier in erster Linie auf eines: alte Zoten, die damals schon nur begrenzt lustig waren, heute aber vollkommen fehl am Platz wirken.
Als Zuschauer stellt man sich die Frage, warum der titelgebende Manta erst kurz vor Schluss im Film auftaucht und bis dahin noch nicht einmal ansatzweise thematisiert wird. Stattdessen konzentriert sich der Film auf die Familienzusammenführung, natürlich in jeder denkbaren Sekunde klebrig unterlegt mit durchschnittlichen Chart-Hits oder altem Euro-Dance. Was einmal funktioniert hat, muss doch wieder klappen, war vermutlich der Ursprungsgedanke. Aber irgendwie wirkt MANTA MANTA: ZWOTER TEIL vielmehr wie eine logische Fortsetzung der Schweigerschen Filmwelt á la Keinohrhasen oder Kokowääh.
Es gibt zwar auch ein paar Lichtblicke, wie beispielsweise die in Ehren gealterte Tina Ruland, sowie die herrliche natürliche spielende Emma Drogunova. Beide erden den Film zumindest soweit, wie es ihnen möglich ist. Natürlich muss der Papa auch wieder eine der Töchter besetzen: Luna Schweiger zeigt aber nur, dass Nuscheln offenbar erblich bedingt ist. Mehr kann sie dann leider auch nicht zum Film beitragen. Kein Wunder, dass ihre beruflichen Highlights im Presseheft dann u.a. die Teilnahme an diversen Gameshows ist, wie „Rette die Million“, Quiz Duell“ oder „Schlag den Star“.
Den Begriff Kontinuität hat am Set offenbar auch noch niemand gehört. Man achte nur einmal gleich zu Beginn auf das durch Schmiere verdreckte Gesicht Schweigers. Beinahe bei jedem Schnitt ist die Schmatze deutlich anders auf seiner Stirn verteilt. Nun gut, das ist nicht wirklich schlimm, zeigt aber auch, wie wenig Mühe sich die Macher hier gemacht haben.
Immerhin konnte sich Schweiger gegenüber seinem neuen Verleih nicht wirklich durchsetzen. Zu seinen Warner-Zeiten (und auch bei seinem letzten Film „Lieber Kurt„, den ich durchaus mochte) wurden seine Filme der Presse nicht gezeigt, da der gute Herr mit Kritik nicht umgehen kann. Jetzt gab es tatsächlich eine reguläre Pressevorführung. Gerne hätte ich Herrn Schweiger gezeigt, dass wir Filmkritiker seine Werke nicht per se schlecht finden, aber das war mir bei diesem Werk leider nicht einmal ansatzweise möglich. Nein, dieser Kahn hat ziemliche Schlagseite. Ob er seinen Hafen erreichen wird, hängt davon ab wie verzeihlich die Zuschauer sein werden…
Manta Manta – Zwoter Teil (Deutschland 2023)
127 Minuten
Komödie
Til Schweiger
Til Schweiger, Michael David Pate, Miguel Angelo Pate, Carsten Vauth, Peter Grandl, Murmel Clausen, Reto Slimbeni
Til Schweiger,Tina Ruland, Michael Kessler, Tim Oliver Schultz, Luna Schweiger, Tamer Trasoglu, Ronis Goliath, Nilam Farooq, Justus Johanssen, Emma Drogunova, Martin Armknecht, Timur Bartels, Moritz Bleibtreu, Wotan Wilke Möhring, Axel Stein, Charlotte Krause, Sami Nasser, Philippa Jarke
Constantin Film Verleih GmbH