Manchmal wird man das Gefühl nicht los, dass Frankreichs Superstar Isabelle Huppert den Ehrgeiz hat, einmal in ihrem Leben in jedem Land der Welt gedreht zu haben. In Südkorea und auf den Philippinen war sie bereits – jetzt also Japan! In MADAME SIDONIE IN JAPAN von Élise Girard spielt sie die französische Schriftstellerin Sidonie Perceval, die nach dem Tod ihres Mannes nach Fernost eingeladen wird, um bei einer Lesereise die Neuauflage ihres vor 40 Jahren erschienenen Erstlingsroman in japanischer Übersetzung zu präsentieren.
Am Flughafen wird sie von ihren dortigen Verleger Kenzo Mizoguchi (Tsuyoshi Ihara) in Empfang genommen, der ihr erst einmal die für sie ungewohnten Rituale erklärt. Das richtige Verbeugen will gelernt sein! Kurzerhand trägt er nicht nur ihren Koffer, sondern gleich auch ihre Handtasche. Die Verständigung bereitet keine Probleme – Kenzo hatte an der Pariser Sorbonne studiert. Sidonies erste Frage: „Sind Sie mit dem berühmten Filmregisseur Kenji Mizoguchi verwandt?“ „Nein.“
Gemeinsam fahren sie durch das frühlingshafte Japan mit seiner betörenden Kirschblüte und besichtigen Kyoto mit seinen vielen Schreinen und Tempeln. Der wortkarge Kenzo öffnet sich Sidonie allmählich und erzählt ihr von seiner gescheiterten Ehe, sie von ihrem toten Mann. Doch dieser Antoine (August Diehl) erscheint ihr plötzlich in ihren Hotelzimmer als Geist – scheinbar quicklebendig. Wie gehen die Französin und der Japaner in diesen wenigen Tagen mit ihrer jeweiligen Trauer um?
MADAME SIDONIE IN JAPAN will – auch wegen der wunderschönen Landschaftsaufnahmen – poetisch sein, doch der Film ist nur unerträglich larmoyant und sehr langweilig. Zu allem Überfluss zitiert er ziemlich penetrant den wohl schönsten Klassiker von Kenji Mizoguchi: „Ugetsu – Erzählungen unter dem Regenmond“ von 1953, auch eine Geistergeschichte. Mit diesem blassen Kunstprodukt hat sich Isabelle Huppert keinen Gefallen getan. Schade!
Sidonie au Japan (Frankreich / Deutschland / Schweiz / Japan 2024)
92 Minuten
Komödie / Romanze
Élise Girard
Élise Girard, Maud Ameline, Sophie Fillières
Isabelle Huppert, Tsuyoshi Ihara, August Diehl
Majestic Filmverleih GmbH