Live by Night

02.02.2017

„Was man in die Welt hinausträgt, kommt stets zu einem zurück – aber nie so, wie man es voraussagt.“ Es ist nicht Joe Coughlins Art, diesen väterlichen Rat ernst zu nehmen. Joe hat im Ersten Weltkrieg mitgekämpft und sich seitdem zum selbst ernannten Anti-Establishment-Rebell entwickelt – obwohl er der Sohn des Boston Police Deputy Superintendent ist. Was nicht heißen soll, dass Joe ein unverbesserlicher Schurke ist: Tatsächlich erweist er sich als gar nicht schurkisch genug für den Lebensweg, den er eingeschlagen hat. 

Im Gegensatz zu den richtigen Gangstern, mit denen er nichts zu tun haben will, hat er sich seinen Gerechtigkeitssinn und ein offenes Herz bewahrt. Und beides wirkt sich für ihn eher negativ aus, denn immer wird deutlich, wie angreifbar er ist – ob geschäftlich oder in der Liebe.

Getrieben wird Joe von dem Drang, das Unrecht auszumerzen, das ihm und seinen Lieben zugefügt worden ist. Nur deshalb riskiert er, sich gegen sein Elternhaus und seine eigene ethische Grundtendenz zu wenden. Mit seinen skrupellosen Kumpanen verlässt er das winterlich kalte Boston, um Tampa aufzumischen. Es mag ja sein, dass Rache süßer ist als der Sirup, mit dem Joe den von ihm geschmuggelten Rum versetzt. Doch eines Tages wird er die Rechnung dafür zahlen müssen.

Kritik

Ben Affleck in Personalunion: Für LIVE BY NIGHT hat er das Drehbuch geschrieben, die Regie übernommen und gleich auch noch die Hauptrolle gespielt. Vielleicht ein bisschen zu viel des Guten?

Eigentlich hat Ben Affleck als Regisseur einen wesentlich besseren Ruf, als durch seine schauspielerischen Qualitäten. Sein Film ARGO wurde seinerzeit sogar mit dem Oscar als bester Film ausgezeichnet. Auch in LIVE BY NIGHT liefert er im Prinzip wieder eine reife Leistung ab. Die Bilder sehen sensationell aus und man erkennt in jeder einzelnen Szene seinen ausgeprägten Sinn für Details. Ob Kostüme, Sets oder gar die Fahrzeuge – alles sieht so unfassbar echt aus, dass man sich als Zuschauer in der Tat zurück in den 1930er Jahren fühlt.

Doch was bringt all die wunderbare Optik, wenn die Geschichte nicht so recht fesseln mag. Affleck macht im Laufe der 129 Minuten einfach viel zu viele Fässer auf, lässt dann aber wichtige Handlungsstränge im Sande verlaufen. Während er in der ersten Hälfte den Grundstein für ein typisches Rachedrama legt, verliert er diesen Teil der Geschichte in der zweiten Hälfte völlig aus den Augen. Zwar spricht er das Thema gegen Ende noch einmal kurz an, aber nicht wirklich zur Zufriedenheit des Zuschauers. 

So bleibt LIVE BY NIGHT zwar optisch ein absolutes Meisterwerk, inhaltlich jedoch kann Affleck dieses Mal leider so gar nicht überzeugen. 

Trailer

ab16

Originaltitel

Live by Night (USA 2016)

Länge

129 Minuten

Genre

Drama

Regie

Ben Affleck

Drehbuch

Ben Affleck, nach dem Bestseller „In der Nacht“ von Dennis Lehane

Darsteller

Ben Affleck, Elle Fanning, Brendan Gleeson, Chris Messina, Sienna Miller, Zoe Saldana, Chris Cooper

Verleih

Warner Bros. Entertainment GmbH

Filmwebsite

» zur Filmwebsite

Weitere Neustarts am 02.02.2017