Lilo & Stitch

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Und weiter geht es mit Disneys Plan, sämtlichen Animationen ein Real-Life-Remake zu verpassen. Jetzt an der Reihe: LILO & STITCH, der vor 23 Jahren in die Kinos kam…

Es ist noch nicht so lange her, dass die Eltern der sechsjährigen Hawaiianerin Lilo Pelekai (Maia Kealoha) bei einem Unfall ums Leben kamen. Seitdem kümmert sich ihre große Schwester Nani (Sydney Elizebeth Agudong) um sie. Das funktioniert jedoch nur bedingt, durchkreuzt Lilo mit ihrem Tatendrang doch immer wieder ihre Pläne. Da sich das kleine Mädchen nichts sehnlicher wünscht als einen echten besten Freund, nimmt ihre Nachbarin Tūtū (Amy Hill) sie eines Tages mit ins örtliche Hundeheim, wo sie es liebt, die Hunde mit Süßigkeiten zu füttern. Dort trifft das junge Mädchen auf ein kleines blaues Wesen, das mit seinem Sinn für Chaos sogar noch Lilo selbst übertrifft. Sie nimmt den angeblichen „Hund“ (ein Running Gag, der sich durch den ganzen Film zieht) kurzerhand mit nach Hause. Was folgt ist ein heilloses Durcheinander, das Nani immer mehr an den Rand der Verzweiflung bringt. Doch Lilo ist fest davon überzeugt, dass ihre Gebete erhört wurden und sie endlich einen besten Freund gefunden hat.

Disneys Remake-Wahn hat mittlerweile die unterschiedlichsten Blüten getrieben – von der seelenlosen CGI-Perfektion bei „Der König der Löwen“ bis hin zu beeindruckend modernisierten Versionen von „Arielle, die Meerjungfrau“ oder „Schneewittchen“ war so gut wie alles dabei. Doch wie setzt man die Realversion einer Geschichte um, die aus guten Gründen als Animation angelegt wurde? Ein schwieriges Unterfangen. Bei LILO & STITCH wählte man den Ansatz, die Figur des Stitch bewusst animiert aussehen zu lassen. Gleiches gilt für die Einleitungssequenz, in der erklärt wird, dass Stitch – eigentlich das gescheiterte „Experiment 626“ – von einem fremden Planeten geflüchtet und nur per Zufall auf der Erde gelandet ist. So ist die Königin der Vereinten Galaktischen Federation (Stimme: Hannah Waddingham) klar als animierte Figur angelegt, genauso der für das Experiment verantwortliche Wissenschaftler Jumba (Zach Galifianakis) und der verrückte und übereifrige Agent Pleakley (Billy Magnussen), die beide zur Erde entsandt wurden, um „Experiment 626“ wieder einzufangen.

Auch bei LILO & STITCH hat man die Geschichte ein wenig angepasst, ja fast schon weichgespült. Die Konflikte zwischen Lilo und Nani wurden entschärft, was aber auch verständlich ist. Schließlich wirkt der Verlust der Eltern in einer realen Umgebung wesentlich stärker als in einem Zeichentrickfilm. So erleben wir die Überforderung der 18-jährigen Schwester nicht mehr in gänzlich bildlicher Fülle, sondern mehr durch Erzählungen.

LILO & STITCH zielt aber auch mehr auf die jüngeren Zuschauer, die durch das ständige Chaos immer wieder zum Lachen animiert werden. Für erwachsene Zuschauer kann das auf Dauer auch etwas ermüdend wirken. Allerdings wandert der Fokus in der zweiten Hälfte mehr und mehr in Richtung Freundschaft und Familie, so dass auch den Eltern am Ende ein wenig warm ums Herz werden dürfte.

Mit Dean Fleischer Camp, der durch seinen zauberhaften Animationsfilm „Marcel the Shell with Shoes On“ bekannt wurde, hat man tatsächlich eine Idealbesetzung auf dem Regiestuhl gefunden, der zugleich mit einigen Reminiszenzen an das Original aus dem Jahr 2002 auffährt. So ist beispielsweise Tia Carrere als Sozialarbeiterin Mrs. Kekoa zu sehen, die im Original der großen Schwester Nani ihre Stimme geliehen hat.

Mit LILO & STITCH ist Disney vielleicht nicht der große Wurf gelungen, trotzdem kann der Film erneut mit seiner herzerwärmenden Geschichte überzeugen. Auch wenn es keinen ersichtlichen kreativen Grund für dieses Remake gibt, bleibt am Ende die wichtige Erkenntnis: „Ohana bedeutet Familie!“