Vor 27 Jahren hielt im Toy-Story-Universum ein neues Spielzeug Einzug im Kinderzimmer von Andy und trat mit dem altbewährten Sheriff Woody in einen Wettstreit um die Gunst des Jungen: Buzz LIGHTYEAR. Dieser stammte aus Andys absoluten Lieblingsfilm. Dies ist der Film.
Der erfahrene Space-Ranger Buzz Lightyear ist mit seiner Kommandantin Alisha Hawthorne, sowie einer Mannschaft von mehr als tausend Wissenschaftlern auf dem Weg nach Hause, als sie vom Signal eines Sensors darauf aufmerksam gemacht werden, dass sich in der Nähe ein unerforschter Planet befindet, der womöglich über unvorstellbare Mengen von Ressourcen verfügt. Buzz Lightyear entscheidet, dass dieser Planet einen Abstecher wert ist und steuert das Schiff in Richtung T’Kani Prime. Dort entpuppt sich die Umgebung jedoch als sumpfiger Planet vollen aggressiver Schlingpflanzen und riesiger Käfer. Der panische Versuch, auf schnellstem Wege wieder zu verschwinden, schlägt fehl und führt dazu, dass die Energiezelle zerstört wird. Fortan sitzen Buzz, Alisha und die gesamte Crew auf diesem nicht besonders gastfreundlichen Planet fest.
Während sich der Rest der Crew mehr und mehr mit der Situation abfindet, setzt Buzz nach wie vor alles daran, seine Mannschaft wieder nach Hause zu bringen. Er fühlt sich schuldig und will seine Fehler um alles in der Welt wiedergutmachen. Doch bei jedem Testflug, den er unternimmt, um das Mischverhältnis des neuen Hyperspeed-Treibstopffs auszuprobieren, rennt ihm die Zeit davon. Während der Testflug nämlich für ihn nur vier Minuten dauert, sind auf T’Kani Prime vier Jahre vergangen. Derweil führen Alisha und die anderen Manchaftsmitglieder ihre Leben weiter, gründen Familien und werden älter, wobei Buzz regelrecht unverändert bleibt. Das ist hohe Mathematik, aber Buzz fasst es perfekt zusammen: „Je schneller ich fliege, desto weiter reise ich in die Zukunft. Ich hab’s verstanden.“
Mit LIGHTYEAR hat Pixar nun endlich auch seine eigene Weltraum-Saga, und die sieht verdammt gut aus. Allerdings darf man eine Sache nicht aus den Augen verlieren: Dieser Film hat zwar einen Bezug zu den Toy-Story-Filmen, ist damit aber in keiner Weise zu vergleichen. Wer sich auf lustige, amüsante und kindgerechte Erlebnisse von lebendig gewordenen Spielzeugfiguren freut, der dürfte den Kinosaal am Ende vielleicht ein wenig enttäuscht verlassen. Nein, die einzige Verbindung besteht darin, dass genau dies der Film ist, den der kleine Andy damals im Kino sah, und wegen dem er unbedingt eine Buzz-Lightyear-Spielfigur haben wollte.
Das bedeutet aber im Umkehrschluss auch nicht, dass LIGHTYEAR nichts für die jüngere Generation ist. Keinesfalls! Wie immer gelingt es Pixar den Film auf zwei Ebenen spielen zu lassen. Für die Kinder sind jede Menge Action und lehrreiche Erkenntnisse vorhanden, während sich die Erwachsenen auf ganz viele Anspielungen auf und Verbeugungen vor diversen Science-Fiction-Klassikern freuen dürfen.
Vielleicht ist die recht generische Geschichte ein wenig enttäuschend, aber die Art und und Weise, wie Regisseur und Drehbuchautor Angus MacLane die Geschichte erzählt, ist bewundernswert. Kinder nehmen aus LIGHTYEAR vielleicht die Erkenntnis mit nach Hause, dass es okay ist, nicht alles selbst schaffen zu müssen und man durchaus auch mal seine Freunde um Hilfe fragen kann. Das Leben ist halt keine One-Man-Show.
Technisch gesehen zeigt LIGHTYEAR, was sich alles in der Animationsbranche getan hat. Vor etlichen Jahren etwa wäre ein solcher Film kaum möglich gewesen. MacLane und seine Produzentin Galyn Susman haben zudem großen Wert darauf gelegt, den Film im IMAX-Format herauszubringen, wie mir beide im Interview (siehe unten) verraten haben. Das bedeutete aber auch, dass man dafür bei Pixar eine komplett neue Pipeline einrichten musste, um die IMAX-Anforderungen erfüllen zu können.
Eigentlich wollte ich eine Sache gänzlich aus meiner Filmbesprechung fernhalten, aber die Entwicklung in Teilen der Welt macht das nun leider doch notwendig. Dass Lightyears beste Freundin lesbisch ist, wird im Film zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise thematisiert und genauso sollte es auch in Filmbesprechungen sein. Doch mittlerweile haben 14 Länder diese Film aus genau diesem Grund verboten, wie beispielsweise die Tagesschau berichtet. Dass das Unsinn ist, müssen wir an dieser Stelle nicht diskutieren. Wohl aber die Tatsache, dass es in diesem Bereich noch sehr viel zu tun gibt.
Ich empfehle übrigens, bei Beginn des Abspanns nicht gleich das Kino fluchtartig zu verlassen, denn bei LIGHTYEAR gibt es nicht nur eine, sondern gleich drei Mid- und After-Credit-Szenen, bei denen die letzte womöglich einen Ausblick auf eine Fortsetzung bietet. Ob das jedoch wirklich geschehen wird, steht (noch) in den Sternen.
Am Ende hat LIGHTYEAR das Science-Fiction-Genre sicherlich nicht neu erfunden, aber als Zuschauer wird deutlich, warum der kleine Andy damals unbedingt die Buzz-Lightyear-Figur haben wollte. Der Rest ist Geschichte.
In München standen mir der Regisseur Angus MacLane, sowie die Produzentin Galyn Susman Rede und Antwort:
Lightyear (USA 2022)
105 Minuten
Science-Fiction / Animation / Abenteuer / Komödie
Angus MacLane
Angus MacLane, Jason Headley
Chris Evans, Keke Palmer, Peter Sohn, Taika Waititi, Dale Soules, James Brolin, Uzo Aduba, Mary McDonald-Lewis, Isiah Whitlock Jr., Angus MacLane, Bill Hader, Efren Ramirez, Keira Hairston
Tom Wlaschiha, Aminata Belli
Walt Disney Studios Motion Pictures Germany GmbH