Wie kommt eine rumänische Regisseurin dazu, in Mexiko einen typisch mittelamerikanischen Polit-Thriller zu drehen? In der „Veto!“-Reihe beim Filmfest Hamburg wurde LA CIVIL von Teodora Ana Mihai von der Jury als „Bester politischer Film“ ausgezeichnet. (Ich hätte den Preis eher dem ukrainischen Film „Spiegelung“ gegeben, aber sei’s drum!) Auch LA CIVIL verdient die Ehrung!
Die alleinerziehende Mutter Cielo (Arcelia Ramirez) bereitet für sich und und ihre bildschöne Tochter Laura ein üppiges Frühstück zu. Ihr Ex-Mann hat längst eine Jüngere. Doch Laura kommt abends nicht nach Hause. Am nächsten Morgen wird die fahrende Cielo in der mexikanischen Kleinstadt von einem aggressiven SUV brutal geschnitten. Ein grinsender Milchbubi verkündet ihr: „Laura wurde entführt. Zahle einfach das Lösegeld, dann kommt deine Tochter frei.“ Gemeinsam mit ihren Ex-Mann kann sie sie den größten Teil der Forderung auftreiben – doch Laura bleibt verschwunden. Da die Polizei keine Hilfe ist, verbündet sich Cielo mit dem den Alltag beherrschenden Militär. Sie taucht ein in eine für sie fremde Welt von Folter und Mord.
Mexiko ist seit Jahrzehnten das Land mit den meisten Kapitalverbrechen weltweit. Wie kann man dort überleben? Um das Leben ihrer Tochter zu retten, fasst Cielo einen bitteren Entschluss. Sie lässt sich mit dem verhassten „Feind“ ein und akzeptiert die allgegenwärtige Gewalt. Einmal legt sie sogar selbst Hand an und tötet einen Gangster. Wollen wir das wirklich sehen? Dieser Selbstjustiz-Exzess ist wohl für jeden im Kinosaal extrem schmerzhaft.
In LA CIVIL geht eine mutige Mutter an ihre Grenzen. Sie zeigt Zivilcourage – mit allen (auch) negativen Konsequenzen. Wir müssen Cielo nicht mögen, aber wir verstehen ihre Entscheidung. Fragwürdig oder wichtig? Dieser Film lässt niemanden kalt!