Das Leben der Innu spielt im frankokanadischen Kino eine zentrale Rolle. Nicht wenige Regisseurinnen und Regisseure geben den Ureinwohnern Kanadas seit Jahren eine eigene Stimme. „Kuessipan“ von Myriam Verreault ist ein besonders lohnendes Beispiel. Das Innu-Wort bedeutet übersetzt so viel wie „Du bist dran“. Das anrührende Coming-of-age-Drama erzählt das Leben der pummeligen Mikuan (Sharon Ishpatao Fontaine) und Shaniss (Yamie Grégoire), die seit ihrer Kindheit beste Freundinnen sind. Beide wohnen mit ihren Familien in einem abgelegenen Innu-Reservat am Nordufer des Sankt-Lorenz-Stroms. In der Pubertät spüren sie ihre unterschiedlichen Lebensentwürfe. Mikuan entdeckt ihre künstlerische Ader, verliebt sich in einen Weißen und will raus aus ihrem Kaff. Shaniss wird früh geschwängert und landet bei einem sie prügelnden Ehemann.
Der fast ausschließlich mit Laien gedrehte Film verzaubert durch seinen natürlichen Charme und den liebevollen Blick auf eine uns fremde Welt. Man spürt die Sympathie, die die Regisseurin für ihre Charaktere empfindet. Am Ende reist Mikuan zum Studieren in den Süden, und Shaniss trennt sich nach langem Kampf von ihrem Mann. Eine kleine Geschichte, zart und poetisch umgesetzt.