Der erste Eindruck von KNOCK KNOCK KNOCK macht durchaus Lust auf mehr: Ein liebevoll-nostalgischer Horrorfilmlook weiß zu gefallen und lässt an Klassiker des Genres („Halloween“) denken. Der französische Regisseur Samuel Bodin hat als Kinodebütant definitiv seine Hausaufgaben gemacht und liefert stilvoll ab. Aber kann auch die Geschichte überzeugen?
Das alte Haus, in dem der achtjährige Peter (Woody Norman) mit seinen Eltern lebt, wirkt allein schon durch die vielen Kürbisse im Garten recht gruselig. Peter hört dann nachts immer wieder Klopfgeräusche im Gemäuer des haunted house. Mutter Carol (Lizzy Caplan) und Vater Mark (Anthony Starr) denken, dass ihr Sohn sich die mysteriösen Geräusche einbildet, wirken aber zugleich ziemlich distanziert und verbieten ihm zudem, an Halloween – wie die anderen Kinder – Süßigkeiten sammeln zu gehen.
In der Schule hat Peter keine Freunde und wird gemobbt, findet aber in der neuen Aushilfslehrerin Miss Devine (Cleopatra Coleman) eine Zuhörerin, die sich zunehmend Sorgen macht, weil der Junge – wie im Horrorfilm üblich – bedrohliche Bilder malt. Sie besucht die Eltern, aber die begründen alles mit seiner blühenden Fantasie.
Filmemacher Samuel Bodin baut gekonnt eine düster-dräuende Atmosphäre auf, die auch auf der Soundebene durch die Filmmusik von Drum & Lace funktioniert. Das Klopfen wird durch eine mädchenhafte Stimme aus der Wand ergänzt, die Peter um Hilfe bittet. Die Eltern wirken verdächtig. Die verschweigen doch was, oder? KNOCK KNOCK KNOCK wird leider viel zu konventionell erzählt und es passiert auch lange Zeit nicht wirklich etwas.
Als Peter einen Mitschüler die Treppe runterschubst und der Schule verwiesen wird, nimmt die Handlung von KNOCK KNOCK KNOCK zumindest etwas an Fahrt auf. Zuhause gefangen übt das Wesen in der Wand auf Peter Druck aus und die Eltern verhalten sich immer eigenartiger. Der Junge muss handeln! Gut, dass er sich an das Rattengift mit dem Zimtgeschmack erinnert.
Jungdarsteller Woody Norman überzeugte bereits in Mike Mills‘ Filmdrama „Come on, Come on“ (2021) und gibt auch in KNOCK KNOCK KNOCK eine gute Figur ab. Wir erleben das Grauen aus seiner Perspektive und sehen die leicht verdrehte Welt mit seinen Augen. Lizzy Caplan („Cloverfield“, „Masters Of Sex“) und Anthony Starr („The Boys“) als Eltern sind vor allem aus der Streaming-Welt bekannt und agieren zumindest anfangs schön ambivalent.
Echte Schockmomente sind in KNOCK KNOCK KNOCK rar gesät – und wenn Peters Albtraumsequenzen das Gruseligste überhaupt sind, dann stimmt da etwas ganz gehörig nicht. Manche Monster wirken eben bedrohlicher in der eigenen Vorstellung. Regisseur Samuel Bodin kann mit einem tollen Look, einer stimmungsvollen Atmosphäre und einigen Horrorfilmzitaten punkten. Die Geschichte läuft allerdings nicht rund und Drehbuchautor Chris Thomas Devlin muss wohl nochmal nachsitzen!
Cobweb (USA 2023)
89 Minuten
Horror
Samuel Bodin
Chris Thomas Devlin
Lizzy Caplan, Antony Starr, Cleopatra Coleman, Woody Norman, Luke Busey, Jay Ricón, Jivko Mihaylov, Iiyan Nikolov, Aleksander Asparuhov
Tobis Film GmbH & Co. KG