Klandestin

24.04.2025

Ein britischer Maler, der sich in Tanger in sein männliches Modell verliebt und ihm zur Flucht aus Marokko verhilft, eine konservative deutsche EU-Politikerin mit AfD-ähnlichen fremdenfeindlichen Ansichten, eine ehrgeizige Juristin mit Migrationshintergrund und ein islamistisch geprägtes Attentat in Frankfurt: Daraus hätte man einen brisanten Polittriller machen können. Doch KLANDESTIN von Angelina Maccarone entpuppt sich leider als überambitionierte Kolportage.

Die deutsche Regisseurin hatte bereits 2017 für das (unverfilmte) Drehbuch zu KLANDESTIN (bildungssprachlich für „geheim“) die Goldene Lola gewonnen – aber erst im vergangenen Jahr feierte der fertige Film seine Premiere beim Filmfest München. O Wunder: Diese sieben Jahre Warten konnten dem Thema nichts anhaben – die Flüchtlingsproblematik ist die gleiche geblieben.

Angelina Maccarone macht es uns nicht leicht: Sie erzählt die Geschichte aus vier unterschiedlichen Perspektiven – jeweils aus der Sicht einer der Hauptfiguren. Dann darf sich der Zuschauer nicht wundern, bestimmte Szenen im Laufe der 124 Minuten gleich mehrfach zu sehen. (Dieses Prinzip erinnert mich übrigens an die Filme von Paul Haggis.)

Der mäßig erfolgreiche englische Künstler Richard (Lambert Wilson) hat sich nach Tanger zurückgezogen und malt hauptsächlich Porträts von arabischen Boys. Er trifft auf den jungen Malik (Habib Adda) und verliebt sich in ihn, vermag aber seine Homosexualität noch nicht offen auszuleben. Auf dem Weg zu einer Vernissage in Frankfurt, die seine platonische Freundin Mathilda (Barbara Sukowa), eine rechtskonservative EU-Politikerin mit fragwürdigen Positionen, arrangiert hat, versteckt sich Malik in Richards Lieferwagen. Bei der Grenzkontrolle entdeckt dieser seinen blinden Passagier, behält aber die Nerven.

In Frankfurt bittet Richard Mathilda, Malik für eine Nacht in ihrer Wohnung aufzunehmen. Dabei lernt Malik auch ihre neue Assistentin kennen, die Juristin Amina El Hazzaz (Banafshe Hourmazdi), Tochter marokkanischer Einwanderer. Amina war vorher bei der linken Politikerin Sibylle (Katharina Schüttler) beschäftigt, einer erbitterten Gegnerin Mathildas. Sibylle war gezwungen, Amina zu kündigen, bevor die heimliche lesbische Beziehung der beiden aufzufliegen drohte. Und dann geschieht am Tag der Vernissage mitten in der Frankfurter Innenstadt ein blutiges Attentat mit mehreren Toten…

Das ist doch alles starker Tobak! Diese Geschichte sollen wir Angelina Maccarone wirklich glauben? Die Dialoge strotzen vor Stammtischparolen, und die Figuren sind extrem klischeehaft gestaltet. So bleibt trotz guter und eben auch sehr aktueller Ansätze am Ende ein fader Beigeschmack. Doch eine Sache macht trotzdem Spaß: In der sehr kompliziert aufgebauten und raffiniert verzahnten Dramaturgie muss der Zuschauer höllisch aufpassen, um den Faden nicht zu verlieren. Und auch das nächtliche Frankfurt und Tanger fängt Florian Foest mit seiner Kamera wunderbar ein.

Ein Politthriller für Puzzle-Freunde!

Trailer

Im Rahmen der Berichterstattung
ab12

Originaltitel

Klandestin (Deutschland 2024)

Länge

124 Minuten

Genre

Drama / Thriller

Regie

Angelina Maccarone

Drehbuch

Angelina Maccarone

Kamera / Director of Photography (DOP)

Florian Foest

Darsteller

Barbara Sukowa, Lambert Wilson, Banafshe Hourmazdi, Habib Adda, Katharina Schüttler

Verleih

Farbfilm Verleih GmbH

Filmwebsite

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